Der Ministerrat hat die Einbürgerung des in Wien geborenen Deutschen genehmigt. Für Waltz kein allzu großes Ding: Er ist in Wien zur Schule gegangen und aufgewachsen. "Wie österreichisch wollen Sie es noch haben?"
"Ein Oscar für Österreich", hieß es vergangenen März, als die US-amerikanische Film-Akademie Christoph Waltz für seine Darstellung des SS-Offiziers Hans Landa in Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" mit der Trophäe für den besten Nebendarsteller ausgezeichnete. Dabei war der in Wien geborene Schauspieler gar kein Österreicher, zumindest nicht für die Behörden. Denn der Sohn eines deutschen Bühnenbildners und einer österreichischen Kostümbildnerin erhielt nach seiner Geburt - seinem Vater folgend - die deutsche Staatsbürgerschaft.
Nun ist der 53-Jährige, der sich mehr als Österreicher denn als Deutscher fühlt, auch auf dem Papier österreichischer Staatsbürger. Der Ministerrat hat seinen Antrag auf Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft am Dienstag genehmigt. Nach der beschleunigten Behandlung seines erst kürzlich gestellten Antrags wird er in den nächsten Wochen von Vertretern des Landes Wien nun auch eine österreichische Staatsbürgerschaftsurkunde überreicht bekommen.
"Wie österreichisch wollen Sie es noch haben?" Waltz, der in den vergangenen Jahren in Deutschland und heute in England lebt, hatte das Theresianum und das Reinhardt-Seminar in Wien besucht, dort sein Berufsleben begonnen, und auch das erste Mal gedreht, wie der Schauspieler auch selbst immer wieder betont. "Es gibt noch ein paar Wiener Details. Wie österreichisch wollen Sie es denn noch haben?" meinte er zum Auftakt der Dreharbeiten zu dem Film "Die Drei Musketiere", in dem er den Kardinal Richelieu spielt.
Während die einen vergeblich versuchen, sie zu bekommen, wird sie den anderen fast umgehängt: Die österreichische Staatsbürgerschaft. Zu letzteren gehören vor allem jene Personen, die durch ihre sportlichen Leistungen, kulturellen Ambitionen oder wirtschaftlichen Unterstützungen gutes Licht auf die Nation werfen. Sie dürfen sich immer wieder über ein schnelles Einbürgerungsverfahren freuen. Der jüngste im Bunde der Neo-Österreicher: Schauspieler Christoph Waltz. (c) AP (Chris Pizzello) Der 53-Jährige, der zwar in Wien aufgewachsen, dort die Schauspiel-Schule besucht und auch seine Karriere begonnen hat, erhielt nach seiner Geburt - seinem Vater folgend - die deutsche Staatsbürgerschaft. Dennoch dürfte sich Waltz als Österreicher fühlen, "es gibt noch ein paar Wiener Details. Wie österreichisch wollen Sie es denn noch haben?" meinte er kürzlich. Das ist nun auch amtlich, der Ministerrat hat am Dienstag seinen Antrag auf Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft genehmigt. Hier sehen Sie weitere prominente, eingebürgerte Österreicher: (c) EPA (JOSHUA GATES WEISBERG) Der Legende nach flüchtete der ehemalige Fußball-Profi Ivica Vastić 1991 nur mit einem Plastiksackerl und einem Paar Fußball-Schuhe in der Hand vor dem Krieg in Kroatien nach Österreich. Dort hatte man sein Talent schnell erkannt, 1996 wurde ihm der österreichische Pass übergeben, kurz danach bestritt er das erste Spiel für die heimische Nationalmannschaft. (c) APA (Robert Jaeger) Die Opernsängerin Anna Netrebko suchte im März 2006 um die österreichische Staatsbürgerschaft an. Die rigorosen Visabestimmungen für russische Bürger würden es ihr unmöglich machen, auf der ganzen Welt künstlerisch tätig zu sein, rechtfertigte sie sich damals vor ihren Landsleuten. Am 1. August 2006 wurde ihr dann in Salzburg die Staatsbürgerschaftsurkunde verliehen, dennoch machte Netrebko klar: "Natürlich bin und bleibe ich Russin". Heute wohnt sie in St. Petersburg, Wien und New York. (c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT) Die 24-jährige Schwimmerin Mirna Jukić ist gebürtige Kroatin. Im Jahr 1999 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Wien, seit 2000 ist sie österreichische Staatsbürgerin und schwimmt für das heimische Team. Jukić ist Österreichs erfolgreichste Schwimmerin der vergangenen Jahre und studiert Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. (c) EPA (PATRICK B. KRAEMER) Carl Djerassi wurde 1923 als Sohn einer jüdischen Arztfamilie in Wien geboren und lebte dort bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich. 1938 emigrierte er in die USA, wo er Chemie studierte und 1950 die Grundlagen für die Anti-Baby-Pille entdeckte. Kurz davor hatte er die US-amerikanische Staatsüberschaft bekommen. 2004 wurde der "Mutter der Anti-Baby-Pille ", wie sich Djerassi in seiner Autobiografie nennt, auch der österreichische Pass ausgestellt. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Der Geschäftsmann Mohamed Bin Issa Al Jaber entstammt einer alten saudischen Adelsfamilie und betreibt in Wien die drei Luxus-Hotels Grand Hotel, The Ring und Schwarzenberg. Außerdem ist an der Wiener Tourismus-Universität beteiligt und bot an, die finanziell angeschlagene Fluglinie Austrian Airlines zu kaufen. 2006 bekam der Unternehmer, dessen Vermögen das US-Magazin "Forbes" auf knapp eine Milliarde Dollar schätzt, wegen seiner Verdienste um die Republik die Staatsbürgerschaft verliehen. (c) Die Presse (Michaela Bruckberger) Er spricht fließend deutsch und versucht seinen winzigen Akzent zu kaschieren - abgesehen von seinem Namen deutet also nichts mehr auf seine Herkunft hin: Der 1957 in Sarajevo geborene Manager Boris Nemšić kam 1985 an der TU Wien, um sein Doktoratsstudium der Elektrotechnik zu absolvieren. 1990 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft, sieben Jahre später begann seine Karriere als Netzplaner bei der Telekom Austria, deren Chef er bis Anfang 2009 war. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Model, Autorin und Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie wurde im März 2005 die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Die gebürtige Somalierin hatte wenige Jahre davor in Wien die "Waris Dirie Foundation" gegründet. Die Stiftung macht sich im Kampf gegen die Beschneidung von Frauen und Mädchen stark. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER) Prominente Köpfe schnell eingebürgert Generell dürfte sich Waltz aber nicht allzu viele Gedanken über seine Staatsangehörigkeit machen, und auch Spekulationen darüber dürften ihn eher nerven. Es sei eine juristische, staatsbürgerrechtliche Banalität, dass er auch einen deutschen Pass gehabt habe, meinte er beim Drehbeginn zu "Die Drei Musketiere". Das hat sich jetzt ja erledigt.
Die Sensation ist perfekt: Der Österreicher Christoph Waltz holte seinen zweiten Oscar. Er wurde für seine Rolle als Dr. King Schultz in "Django Unchained" als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Waltz schlug Alan Arkin, Robert De Niro, Philip Seymour Hoffman und Tommy Lee Jones. (c) Dapd (Clemens Bilan) Grenzenlosen Dank" sprach er seiner Rolle Dr. King Schultz und damit "dem Erschaffer dieser inspirierenden Welt" aus: Quentin Tarantino. "Wir haben an einer Heldenreise teilgenommen, und dieser Held war Quentin", so Waltz in Richtung seines Regisseurs, auf die Wagner-Referenz in "Django Unchained" Bezug nehmend. "Du hast den Berg erklommen, weil du keine Angst vor ihm hast, du hast den Drachen bezwungen, weil du keine Angst vor ihm hast. Und du hast den Feuerkreis durchschritten, weil du es wert warst." (c) REUTERS (LUCAS JACKSON) Im postmodernen Western "Django Unchained" mimt Waltz den Kopfgeldjäger Dr. Schultz. Dieser hilft dem befreiten Sklaven Django (Jamie Foxx) dessen Frau aus den Händen eines Plantagenbesitzers (Leonardo diCaprio) zu befreien. Nach einer Golden Globe-Nominierung hat Waltz dank seiner herausragenden schauspielerischen Leistung nun auch die Chance aufs "Oscar-Double". (c) The Weinstein Company/AP (Andrew Cooper SMPSP) Während sich Schauspieler österreichischer und deutscher Herkunft gern darüber beschweren, in Hollywood immer nur Nazis spielen zu dürfen, hat ausgerechnet die Darstellung eines SS-Offiziers dem gebürtigen Wiener Christoph Waltz zu einem Triumph in der Traumfabrik verholfen. Für seine Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa im Film "Inglourious Basters" von Quentin Tarantino erhielt er 2010 einen Oscar (bester Nebendarsteller). (c) Photo Credit Francois Duhamel Bei seiner Premiere als Oscar-Gewinner 2010 - damals überreichte ihm Penelope Cruz den Filmpreis - war Waltz sichtlich nervös. "Alle haben mir an Bord geholfen, alle haben mir geholfen, einen Platz zu finden", sagte Waltz bei Oscar Nummer eins. "Es gibt keinen Weg, euch jemals genug zu danken. Aber ich kann damit anfangen." Der größte Dank galt aber Regisseur Quentin Tarantino für dessen "unorthodoxe Methoden der Navigation" auf der Expedition, zu der der Dreh zu "Inglourious Basterds" wurde. (c) REUTERS ( Gary Hershorn Reuters) Den charmant-hinterhältigen "Juden-Jäger" Hans Landa verkörperte Waltz mit solcher Bravour, dass sich die internationale Presse vor Lob überschlug und selbst Superstar Brad Pitt daneben blass aussah. (c) REUTERS ( Lucy Nicholson Reuters) Zuvor erntete Waltz in Cannes als Hans Landa mit dem renommierten Darstellerpreis die verdienten Früchte, seither regnet es Auszeichnungen und Angebote in Hülle und Fülle. (c) REUTERS ( Vincent Kessler Reuters) Im Jänner 2010 hatte er den Golden Globe für den besten Nebendarsteller gewonnen. "Ich kann das nicht analysieren, denn wäre ich ein analytischer Mensch, hätte ich einen anderen Beruf", sagte der Schauspieler nach der Verleihung. (c) REUTERS ( Lucy Nicholson Reuters) Der Theresianum- und Reinhardt-Seminar-Absolvent hatte in Quentin Tarantino stets einen vehementen Fürsprecher: "Er ist ein sprachliches Genie", sagte der US-Regisseur vor der "Basterds"-Premiere in Cannes. "Ich war nicht sicher, ob ich jemanden wie ihn finden würde, daher war es auch lange ungewiss, ob ich den Film wirklich drehen würde." (c) EPA (JENS KALAENE) "Christoph war der einzige, der beim Casting die Gedichte in jeder gewünschten Sprache sprechen konnte", so Tarantino. "Danach habe ich meinen Produzenten angerufen und gesagt: Wir machen den Film! Ohne Christoph hätte ich den Film nicht gemacht." (c) APA GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH) Waltz hatte Tarantino bei der Preisverleihung der Golden Globes geantwortet: "Quentin, du hast mir meine Berufung zurückgegeben."Es hat gewirkt: Tarantino besetzte Waltz auch in "Django Unchained". (c) Reuters (OLIVIA HARRIS) Geboren wurde am 4. Oktober 1956 in Wien, seine Eltern sind die Bühnen- und Kostümbildner Johannes Waltz und Elisabeth Urbanic. Er absolvierte das Reinhardt-Seminar und das Lee Strasberg Theatre Institute in New York für Schauspielerei. (c) AP (Eckehard Schulz) Nach einem Bühnen-Debüt am Zürcher Schauspielhaus ("Amadeus") und Engagements an verschiedenen Theatern folgten später vor allem zahlreiche Film- und Fernsehrollen. Im Bild: Im film "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" (c) ORF ( ) Dabei erarbeitete er sich den Ruf eines prägnanten Film-Bösewichts, der aber auch im komödiantischen Fach brillieren kann. 2000 hatte er mit dem TV-Film "Wenn man sich traut" sein Debüt als Regisseur. (c) AP (DAN STEINBERG) Seine umfangreiche Filmographie umfasst u.a. "Du bist nicht allein - Die Roy Black Story" (im Bild), "Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker", "Lapislazuli", "Dienstreise - Was für eine Nacht" und "Die Zürcher Verlobung". Dass sich diese Liste in den kommenden Jahren rasch um bedeutende Regisseure und große Rollen erweitern wird, galt schon nach der Premiere von "Inglourious Basterds" als sicher. (c) Dpa Zentralbild Nestor Bachmann (Nestor Bachmann) Mit Michel Gondrys "The Green Hornet", "Water for Elephants" neben Robert Pattinson und Reese Witherspoon und in Roman-Polanskis Kammerspiel "Der Gott des Gemetzels" (im Bild) hat Waltz dies auch bestätigt. Auch sein neuester Film ist bereits abgedreht. Im Politdrama "Reykjavik" verkörpert er den früheren sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow. An seiner Seite: Michael Douglas, der den ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan mimt. 2013 wird er im Animationsfilm "Epic" zu hören sein und die Hauptrolle in Terry Gilliams Science-Fiction-Streifen "The Zero Theorem" spielen. (c) REUTERS (ANDREW KELLY) In den USA gehört der gebürtige Wiener zu den größten Persönlichkeiten der Filmbranche und war bereits in den wichtigsten Talkshows - von Jay Leno bis Oprah Winfrey - zu Gast. Privat hat Waltz London und Berlin zu seinen Wohnsitzen auserkoren, wo er mit der Kostümbildnerin Judith Holste und der gemeinsamen Tochter lebt. Aus einer früheren Ehe stammen drei inzwischen erwachsene Kinder. (c) REUTERS ( Danny Moloshok Reuters) Ein zweiter Oscar für den Wiener (Red.)
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