Böses Blut um Jackson-Tribute: Schwester Janet streikt

(c) EPA (MIKE NELSON)
  • Drucken

Tribute-Konzerte für Michael Jackson stehen unter keinem guten Stern. Der jüngste Versuch wird von Teilen der Familie und Fans boykottiert. Der Veranstalter ist nun verzweifelt um Deeskalation bemüht.

Mutter Katherine hatte es sich so schön vorgestellt. Ende Juli war sie in Beverly Hills gemeinsam mit ihren Kindern LaToya, Marlon, Tito und Jackie vor die Presse getreten und hatte die Pläne für ein Tribute-Konzert für Michael vorgestellt. Die Show sei „eines Königs“ würdig, ihr verstorbener Sohn würde das Konzert bestimmt schätzen. Es werde „spektakulär“, versicherte Tochter LaToya den Reportern.

Einen gewissen Schönheitsfehler hatten die Pläne freilich bereits da: Künstler wurden nämlich keine bekannt gegeben. Mutig, wenn man bedenkt, dass geplante und geplatzte Jackson-Tributes bereits eine gewisse Tradition haben. Man erinnert sich: Vor zwei Jahren, im September 2009, hatte Michael Jacksons Bruder Jermaine eines in Wien vor dem Schloss Schönbrunn auf die Beine stellen wollen. Unter den angekündigten Künstlern fehlten die Superstars, Jermaine empörte sich, man wolle sein Projekt schlechtreden, am Ende wurde es abgesagt. Auch das Ersatzkonzert in London zerschlug sich.

Jermaine Jackson findet sich nun wiederum unter jenen, die das für den 8.Oktober im walisischen Cardiff geplante „Michael Forever“-Konzert boykottieren. Es sei der falsche Zeitpunkt für ein derartiges Tribute, erklärte er gemeinsam mit seinem Bruder Randy: Am 27.September beginnt der Prozess gegen den ehemaligen Arzt des Popstars, der für seinen laut Anklage fahrlässig verursachten Tod verantwortlich gemacht wird. Es wird erwartet, dass der Prozess vier bis sechs Wochen dauern und für viel Aufsehen sorgen wird. Gerade erst musste die Verteidigung einen Rückschlag hinnehmen: Das Gericht in Los Angeles hat sechs von Jacksons Ärzten als Zeugen abgelehnt, die die Medikamentensucht des Popstars bestätigen sollten.


Das zeitliche Zusammentreffen der beiden Ereignisse gibt nun auch Janet Jackson als Grund dafür an, warum auch sie beim Konzert in Wales nicht dabei sein wird: Eine Teilnahme zu diesem Zeitpunkt sei „zu schwer“ für sie, ließ die erfolgreichste der verbliebenen Jackson-Geschwister ausrichten.

Doch auch Fans sind von dem Unterfangen nicht überzeugt. In einem offenen Brief an den Veranstalter Global Live Events prophezeiten 35 Fanklubs, dass das Konzert „zum Scheitern verurteilt“ sei. Sie monierten etwa zu hohe Ticketpreise: Für den Eintritt ins 75.000 Menschen fassende Millennium Stadion werden 62 bis 270 Euro verlangt, dabei hätten Michael Jacksons eigene Konzerte, die er in London geben wollte (aber nicht mehr erlebte), nur 34 bis 90 Euro gekostet. Auch hier hat man offenbar aus der Erfahrung wenig gelernt: Auch in Rom hätte es, zum ersten Todestag 2010, ein Tribute-Konzert geben sollen, in diesem Fall zog Jackson-Bruder Marlon die Fäden. Weil viel zu wenige der teuren Karten verkauft wurden, musste es abgesagt werden.

Die Fans kritisieren aber auch Unklarheiten, welche Charitys vom Erlös profitieren würden, Sänger, die keine Auftrittsgarantien abgeben – und die Idee, Gene Simmons einzuladen: Unter den paar Künstlern, die der Veranstalter inzwischen bekannt gegeben hat, hatte sich auch die Band Kiss befunden. Deren Sänger Gene Simmons hatte Jackson mehrfach Kindesmissbrauch vorgeworfen. Nach Protesten von Fans wurden Kiss inzwischen ausgeladen.

Der Veranstalter ist nun verzweifelt um Deeskalation bemüht. Man nannte die Begünstigten (ein Aids-Projekt und ein Fonds für Michael Jacksons Kinder) und will heute sogar mit einem „Conference Call“ mit Fans den „außer Kontrolle geratenen Spekulationen“ begegnen. Immerhin, Sängerin Beyoncé, neben Christina Aguilera eine der Hauptattraktionen des Konzerts, hat ihren Auftritt trotz Schwangerschaft bestätigt. Wie geplant allerdings nur via Videozuschaltung.

Auf einen Blick

Das „Michael Forever“-Tribute soll am 8.Oktober in Cardiff stattfinden. Als Künstler wurden bisher Christina Aguilera, Soullegende Smokey Robinson, Leona Lewis, R&B-Sänger Craig Davis, die US-Rockband Alien Ant Farm oder Hip Hopper Cee Lo Green genannt. Sie sollen Jackson-Songs und eigene Lieder singen. Beyoncé wird via Satellit zugeschaltet. Jacksons Mutter und einige Geschwister unterstützen das Projekt, 35 Fanklubs haben indes aus mehreren Gründen eine Absage gefordert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.