Bildung in Äthiopien, Kultur in Graz, edle Speisen in der Luft

Austria'11. Die „Presse“-Leser haben entschieden: Gestern, am Nationalfeiertag, wurden in Wien die Österreicher des Jahres in fünf Kategorien ausgezeichnet.

Marketing muss nicht sein. Das Geld investiert Erfried Malle lieber in andere Bereiche: Seine NGO „Sonne International“ entlohnt Lehrer, die in Äthiopien, Bangladesch und Burma Kinder unterrichten. Fehlendes Marketing hat aber auch zur Folge, dass „Sonne International“ der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt ist. Das dürfte sich nun ändern: Erfried Malle wurde von „Presse“-Lesern zum Österreicher des Jahres in der Kategorie „Humanitäres Engagement“ gewählt.

Gestern Abend hat er im Rahmen der auch von ORF2 übertragenen Gala die Austria'11-Trophäe erhalten. Vor rund zehn Jahren gründete der Kärntner gemeinsam mit seiner Kollegin Susanne Prügger „Sonne International“ (Sonne steht für Support Organisation for Non-formal Needed Education). Allein in Äthiopien haben durch Malles Einsatz fast 11.000 Kinder Lesen und Schreiben gelernt. Mit drei Mitarbeitern in einem kleinen Wiener Büro kooperiert „Sonne International“ mit lokalen Partnern, die vor Ort die Projekte überwachen. Alle Lehrer sind Einheimische, die das (Bildungs-)System bereits kennen. Hilfe zur Selbsthilfe nennt Malle dies. Genau dafür stehen ihm nun 10.000 Euro mehr zur Verfügung, die er überwiesen bekommt.

Während der Österreicher Malle im Ausland hilft, hat der gebürtige Türke Attila Dogudan seinen Aufstieg in Österreich geschafft: Vor 30 Jahren gründete Dogudan sein Catering-Unternehmen „Do&Co“. Mittlerweile tischt er nicht nur auf der Erde edel auf, sondern auch in der Luft (etwa bei Fly Niki) – und nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in London. Eine österreichische Erfolgsgeschichte eben. Vor allem aber eine überzeugende Erfolgsgeschichte: Dogudan wurde in der Kategorie „Wirtschaft“ zum Österreicher des Jahres gewählt.

Im Ausland geboren wurde auch Anna Badora: in Polen, um genau zu sein, wo sie Schauspiel studiert hatte, bevor sie sich für Regie im Wiener Reinhardt-Seminar einschrieb. Mittlerweile ist Badora Intendantin des Schauspielhauses in Graz – und nun auch Österreicherin des Jahres in der Kategorie „Kulturmanagement“. Badora zeichnet sich dadurch aus, dass sie namhafte Persönlichkeiten nach Graz holen konnte. Außerdem gilt das Schauspielhaus als Kaderschmiede: Hier werden junge Talente ausgebildet, die von anderen abgeworben werden. Eine Wechselwirkung, die funktioniert.

Die Beziehung von Proteinen

Mit eher komplizierteren Wechselwirkungen beschäftigt sich Giulio Superti-Furga: Der Leiter des Zentrums für molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erforscht die Wechselbeziehungen von Proteinen während der Entstehung von Krankheiten. Der Italiener gewann in der Kategorie „Forschung“.

Die Austria'11-Trophäe für „Creative Industries“ nahmen Ursula Schneider und Fritz Oettl von „Pos Architekten“ mit nach Hause. Sie haben sich nachhaltiges Bauen auf ihre Fahnen geschrieben. Eine Branche, die Zukunft hat – wie auch diese Auszeichnung beweist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.