Washingtons Party-Weekend: Macht und Glamour

Washingtons PartyWeekend Macht Glamour
Washingtons PartyWeekend Macht Glamour(c) REUTERS (LARRY DOWNING)
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Das White House Correspondents Dinner ist der gesellschaftliche Höhepunkt der Hauptstadt. Zum Event drängeln sich immer mehr Hollywoodstars. Die einen lockt der Glamour, die anderen der Duft von Einfluss und Macht.

Washington ist das Hollywood für hässliche Leute.“ Die Urheberschaft des Bonmots liegt im Dunkeln, die pointierte Beschreibung mag indes kaum jemand bestreiten. Wo an der Westküste fitnessgestählte Lässigkeit und schillernder Schein dominieren, regieren am Potomac River zumeist protokollarische Biederkeit und spießige Attitüde.

Und doch suchen Politiker und Prominente die Nähe des anderen: Die einen lockt der Glamour, die anderen der Duft von Einfluss und Macht. Es vergeht keine Woche, an dem nicht Film- und TV-Stars in weltverbesserischer Mission am Kapitol aufkreuzen, um in einem Kongressausschuss für die gute Sache Zeugnis abzulegen. In den ehrwürdigen Fluren des US-Parlaments heischen sie um Aufmerksamkeit: Sean Penn trommelt für die Erdbebenopfer in Haiti, Brad Pitt für die Drangsalierten des Hurrikan Katrina, Jeff Bridges für die wachsende Zahl hungernder Kinder in den USA.

George Clooney ist als eifriger Menschenrechtsaktivist für den Südsudan und Darfur ohnehin Stammgast in Washington. In zehn Tagen wird er sich mit einem Spendendinner für Barack Obama in Los Angeles beim Präsidenten für den exklusiven Zugang zum Weißen Haus revanchieren. Eintrittspreis für den exquisiten Abend in Clooneys Villa: 40.000 Dollar.


Ungleich billiger, aber nicht weniger begehrt waren die Tickets für das White House Correspondents Dinner am Samstag im Washingtoner Hilton Hotel, dem gesellschaftlichen Höhepunkt der Hauptstadt. Aus dem ursprünglichen Treff zwischen Politik und Medien ist längst ein Magnet für Promis aller Metiers geworden. Spätestens seit der Ära John F. Kennedys tummeln sich die Hollywoodstars in Washington: einmal mehr (Reagan, Clinton), einmal weniger (Bush sen. und jun.).

Privatjets karrten Stargäste aus Kalifornien zum Party-Weekend heran. Die Medien versuchten sich mit einem Staraufgebot gegenseitig zu übertrumpfen. Nur die „New York Times“ hält sich seit Jahren aus ethischen Prinzipien von dem Treiben fern. Das Magazin „Time“ hofierte Clooney und Steven Spielberg, „Newsweek“ Reese Whiterspoon, die Illustrierte „People“ Diane Keaton, das Onlineportal „Politico“ Charlize Theron und Eva Longoria (im Nebenjob Obamas Latino-Botschafterin). Zu Dutzenden mischten sich Darsteller und Selbstdarsteller unter die Politmeute: von Daniel Day Lewis, Pierce Brosnan und Woody Harrelson, bis zu Goldie Hawn, Clare Danes und Zooey Deschanel. Fox News bat zwei Promis mit zweifelhaftem Ruhm zu Tisch: Lindsey Lohan und Kim Kardashian.

Der größte „Star“ unter allen ist jedoch zweifellos der Präsident. Wie im Vorjahr, als Barack Obama am Vorabend des Einsatzkommandos gegen Osama bin Laden – kein Journalist im Saal ahnte auch nur einen Hauch – in seiner launigen Rede den Milliardär Donald Trump durch den Kakao gezogen hatte, blieb keiner von seinem Spott verschont. Nicht er selbst (er machte sich über seine Mikrofonpanne mit Russlands Nochpräsident Medwedjew lustig), nicht Hillary Clinton („sie schickt betrunken SMS aus Cartagena“), nicht der skandalgebeutelte Secret Service („ich muss sie vor Beginn der Ausgangssperre nach Hause bringen“), nicht seine Gegner („Newt, es ist noch Zeit, Mann“), nicht Sarah Palin – und schon gar nicht sein Herausforderer Mitt Romney.

„Wir haben viel gemeinsam: Ich habe einen Harvard-Abschluss, er hat sogar zwei Harvard-Titel. Was für ein Snob.“ Da reckte selbst Rick Santorum den Daumen – er hatte Obama als Snob kritisiert. Indessen bekam auch Obama sein Fett ab. TV-Komiker Jimmy Kimmel witzelte: „Kein Wunder, dass sich das Land in einem schlechten Zustand befindet: Der Präsident verhungert, und Nordkorea schickt Lebensmittelhilfe.“ Es gab Hundewitze zuhauf – über Seamus, Romneys aufs Autodach geschnallten Setter. Ob sich auch Huggie amüsierte, der zum Dinner geladene Terrier aus „The Artist“?

Auf einen Blick

Medienparty. Ursprünglich ein Fest, bei dem die US-Medien sich selbst feiern, ist das White House Correspondents Dinner inzwischen zum Magnet für Hollywoodstars geworden. Die Medien versuchen einander mit einem Staraufgebot zu überbieten – von George Clooney bis Kim Kardashian. Im Mittelpunkt steht indes der Präsident und ein Gastkomiker – heuer Jimmy Kimmel –, die sich und das Gewerbe auf die Schaufel nehmen. Mitt Romney und der Secret Service bekamen diesmal das meiste Fett ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2012)

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