Walk of Häme: Stürzen über den Kassasturz

Stürzen über den Kassasturz oder: Was man nach Jahrhunderten anatomischer Studien im Knie finden kann.

Diese Woche: Die Regierung macht also einen Kassasturz und findet riesige Löcher im Budget. So weit, so normal. Allerdings machen diese Art von Kassastürzen, bei denen sich nennenswerte Fehlbeträge herausstellen (und 30 bis 40 Milliarden sind dann doch eher nennenswert), üblicherweise neu gewählte Regierungen, die sich ein Bild davon machen wollen, was ihre Vorgänger aufgeführt haben, als man selbst noch die Oppositionsbank gedrückt hat. Weniger oft allerdings eine Koalition, die das Budget nicht erst seit fünf Jahren verantwortet.

Vielleicht hätte man die bisherige Finanzministerin doch zu den Verhandlungen beiziehen sollen. Stellt sich also nun vor allem die Frage, ob man als Regierung auch über einen Kassasturz stürzen kann?

Doch auch sonst wurde in den vergangenen Tagen Interessantes entdeckt. Ein bis dato unbekanntes Band im Knie wollen belgische Chirurgen gefunden haben. Wie es möglich sein soll, nach Jahrhunderten anatomischer Studien, davon die vergangenen Jahrzehnte mit Mitteln der Hightech-Medizin (alle nur erdenklichen Bildgebungsverfahren, Ionenprotonenphotonenmikroskopen, Elektronenmesser) ein Band im Knie zu übersehen, erschließt sich uns auch nach Lektüre aller einschlägigen Medienberichte nicht wirklich. Das Ganze klingt irgendwie nach Entenknie.

Für Österreich hätte die Entdeckung allerdings ziemlich gewichtige Auswirkungen: Soll doch das besagte Band vor allem für Probleme nach Skiverletzungen verantwortlich sein. Für alle Menschen mit Entdeckerehrgeiz ein Tipp: nicht ins All fliegen oder in den Marianengraben tauchen, sondern an einem Sezierkurs teilnehmen. Das ist doch deutlich ungefährlicher, trotzdem scheint da noch einiges an Ruhm drinnen zu sein.

Auf Seziertischen landen derzeit übrigens alle möglichen längst Verstorbenen bzw. das, was von ihnen noch übrig ist. Die Untersuchungen zur Todesursache von PLO-Führer Jassir Arafat und Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda haben in erster Linie Schlagzeilen gemacht. Wie sie gestorben sind, bleibt für diejenigen, die es nicht glauben wollen, weiter unklar. Die Budgetleichen, die die Regierung ausgegraben hat, sind jedenfalls Zombies: Sie treiben weiter ihr Unwesen. Sollte die Regierung dann doch über den Kassasturz stürzen: auf die Knie aufpassen...

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2013)

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