Warum uns drinnen und draußen grüne Weihnachten drohen. Oder nicht.
Das Warten auf Weihnachten ist ja traditionell eng mit dem Warten auf den ersten Schnee verbunden. Und durchaus passend zu den höchsten christlichen Feiertagen liegen so elementare Dinge wie grüne Weihnachten und weiße Ostern so gar nicht in unserer Hand.
Doch während wir bisher nur das Geriesel vor unserer Haustür nicht beeinflussen konnten, könnte es heuer auch Indoor ziemlich unberechenbar werden. Das überdurchschnittlich warme Dezemberwetter hat nämlich laut Menschen, die das wissen müssen, die Christbäume „geschockt“. Was dazu führt, dass sie im Nichtwinterschlafmodus frühzeitig ihre Nadeln verlieren. Also noch früher als sonst. Wir dürfen also mit Niederschlag im Wohnzimmer rechnen – immerhin dort. Also ist es am 24.Dezember ja draußen und drinnen grün. Oder gar nur drinnen. Und auch Nadelnschaufeln hält uns fit.
Noch von einer anderen Seite droht Ungemach. Waren bisher unter den weihnachtlich gebrandeten Rohstoffen Weihrauch, Myrrhe und Gold unangefochten an der Spitze, kommen dieses Jahr noch die Haselnüsse dazu. Wegen schlechter Ernten in der Türkei und Italien sind die Haselnusspreise gleich um das Doppelte gestiegen. Während man in Österreich nur das Geschenkbudget in Richtung Nusskauf umschichten muss, gibt es in Deutschland in manchen Gegenden gleich gar keine Nüsse mehr zu kaufen.
Doch damit nicht genug: Nun hat es sich doch tatsächlich begeben, dass auch noch die Schokolade wegen steigender Kakaopreise teurer wird. Was das fürs Kekserlnbacken (oder den allseits beliebten Frühstücksaufstrich) bedeutet, brauchen wir nicht näher zu erläutern. Dafür ist Öl billig wie lange nicht. Ein Fass Rohöl wäre vielleicht auch einmal eine nette Geschenkalternative.
Zum Thema Nuss gibt es noch eine Adventgeschichte aus Südkorea mit dem Titel „Nussskandal“. Die Tochter des dortigen Airlinechefs musste von allen Posten zurücktreten. Sie hatte den Start eines Flugzeugs der Fluglinie verzögert, weil das Boardpersonal vorschriftswidrig Nüsse in der ersten Klasse in der normalen Packung und nicht in einem Extraschälchen serviert hatten.
Es waren übrigens Macadamianüsse. Vielleicht sind die ja billiger und eignen sich zum Backen. Außerdem nadeln sie nicht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2014)