Oberösterreichs große Töchter

Oberösterreichs große Töchter oder: Warum der neue Bundespräsident auf die Donauinsel fahren muss.

Noch einmal ein Nationalfeiertag, an dem alles so ist wie gewohnt. Bundesheer, Heldenplatz, Panzer, Zelte. Alle dort. Ab nächstem Jahr muss nämlich das Militär wegen Bauarbeiten am Heldenplatz einen neuen Ort finden, um sich zu präsentieren oder neue Soldaten anzugeloben.

Die Wiener Donauinsel dürfte dafür als ideale Ausweichvariante ins Auge gefasst werden: Die Bürger haben ja bekanntlich keine Berührungsängste mit Veranstaltungen auf ihrer Insel. Und gatschig genug ist es dort auch, damit man die Panzer einmal richtig ausprobieren kann. Nur der Bundespräsident hat es deutlich weiter im kommenden Jahr. Wobei das ja dann schon ein neuer Präsident sein wird, der es noch gar nicht anders kennt. Also alles gut.

In Oberösterreich sollte man am Nationalfeiertag besser die Landeshymne singen. Die Bundeshymne ist mit ihren großen Töchtern im Moment eher vermintes Gebiet. Darauf sollte man sich ohne entsprechende Spezialisten lieber nicht vorwagen. Aber die Landeshymne bietet einen bequemen Ausweg für die Männerwirtschaft: denn außer in ihrer Eigenschaft als Mütter kommen Frauen dort eh nicht vor. Und als Sinnbild für die Heimat: Aber solange die Heimat nicht in die Landesregierung will, hat in der oberösterreichischen Politik sicher niemand Probleme damit.

Wenn man in Österreich über den Außenminister spricht, muss man inzwischen schon ausdrücklich dazu sagen, welchen man denn eigentlich meint. Vor allem der amerikanischen Außenminister John Kerry ist so regelmäßig in Wien, dass er langsam überlegen sollte, ob sich nicht eine feste Außenstelle des State Departments in Wien rechnen würde. Für alle Kinder des kalten Krieges haben diese Treffen mit dem russischen Gegenüber fast schon etwas sentimentalen Wert. Der US-Außenminister ist übrigens 42 Jahre älter als sein österreichischer Gastgeber.

Auch in diesem Herbst plagt uns wieder ein Knie der Nation. War es vergangenes Jahr jenes von David Alaba, leiden wir heuer mit Anna Fenninger. Könnte gut sein, dass der Winter, was das Skifahren angeht, nicht ganz so erfolgreich wird. Doch was hält man nicht alles aus, solange nur die Fußballer zur EM nach Frankreich dürfen.

Gefeiert wird dann auf der Donauinsel. Spätestens beim Nationalfeiertag.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.