Walk of Häme

Kein Oscar für Christoph Waltz oder: Warum nur Marko Arnautović und das Dschungelcamp den Jänner retten.

Was man gehabt hat, fällt dem Menschen oft erst auf, wenn es nicht mehr da ist. So haben wir uns schon daran gewöhnt, dass die beiden unerfreulichsten Monate des Jahres, der Jänner und der Februar (im März geht es dann langsam wieder aufwärts), uns regelmäßig durch einen Sieg bei der Vierschanzentournee, diverse Skierfolge (gekrönt durch Siege auf der Streif in Kitzbühel) und haufenweise Oscar-Nominierungen versüßt worden sind.

Doch seit alle mit S (Springer, Skifahrer und Schauspieler) auslassen, müssen wir uns mit Ablenkungen auf Nebenschauplätzen begnügen. Marko Arnautović mit seinem Verein Stoke City in der englischen Premier League zum Beispiel. Nur die wenigsten wissen übrigens, dass Stoke-on-Trente, eine Stadt in den englischen Midlands, der Geburtsort von Robbie Williams (kreisch!) und Lemmy Kilmister (schluck!) ist. Eigentlich ist nur David Bowie (schluchz!!!) nicht aus Stoke.

Schauspiel-Oscars für Österreich gibt es jedenfalls keine mehr, solange Quentin Tarantino sich einbildet, ohne Christoph Waltz Filme machen zu müssen. Wenn man sich die heurigen Oscar-Nominierungen so anschaut, ist das für den erfolgsverwöhnten Regisseur nach hinten losgegangen. Sein Western „The Hateful Eight“ wurde in keiner wichtigen Kategorie für den Filmpreis nominiert. Vielleicht läutet ja bei Waltz bald wieder das Telefon.

Eine schwarze Schauspielerin oder ein schwarzer Schauspieler wird übrigens heuer ganz sicher keinen Oscar gewinnen – weil wie im Vorjahr gar keiner nominiert worden ist. Will Smith, seine Frau und viele andere wollen deshalb die Oscar-Verleihung boykottieren. Die weibliche Rekordhalterin Meryl Streep allein hat übrigens in ihrer Karriere 19 Oscar-Nominierungen gesammelt, alle schwarzen Schauspielerinnen zusammen (beste Haupt- und Nebendarstellerin) in der ganzen Oscar-Geschichte nur 29 Nominierungen. Christoph Waltz hat seit 2010 zwei Oscars gewonnen, sämtliche schwarzen Darsteller in den beiden Hauptkategorien seit 1939 acht Oscars. Nur um ein Gefühl für die Größenverhältnisse zu bekommen.

Um gut über den verbleibenden Jänner zu kommen, bleibt uns allerdings noch eine Woche vom besonders sehenswerten Dschungelcamp. Wie sehr uns das abgeht, wird uns auch erst auffallen, wenn es wieder vorbei ist.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2016)

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