Walk of Häme

Von den "Star Wars"-Socken

Von den "Star Wars"-Socken oder: Warum mancher seinen Namenstag mit Robotern teilen muss.

Da hat man sein Leben lang am 4. Mai Namenstag, und dann muss es 2017 werden, bis man – als quasi Letzter – erfährt, dass man sich diesen Ehrentag längst schon mit der „Star Wars“-Saga teilt. Für alle, die das bisher auch noch nicht mitbekommen haben: Der ewige „Star Wars“-Kalauer „May the Force be with you“ wird zu „May the 4th“ umgemodelt und dann weltweit angestoßen.

Wir haben Justin Trudeau unser neues Wissen zu verdanken. Der kanadische Premierminister hat nämlich bei einem Treffen mit seinem irischen Amtskollegen, Enda Kenny, diese Woche Socken mit R2D2-Motiven getragen. Und auch wenn wir froh sind, dass Spitzenpolitiker längst nicht mehr nur steif und staatstragend sind, sind wir uns nicht ganz sicher, ob die immer häufiger fehlenden Krawatten bei offiziellen Anlässen gleich durch „Star Wars“-Socken ersetzt werden müssten.

Man findet übrigens nicht so oft Menschen, die offen sagen, dass sie die Luke-Skywalker/Darth-Vader/Yoda-Geschichten gar nicht so besonders super finden. Ähnlich selten sind nur noch Bekenntnisse, Monty Python gar nicht lustig zu finden. Nur Mut.

Und während in Deutschland die Politik zuletzt recht abstrakt geworden ist (Was ist eigentlich unsere Leitkultur?, Klappe, die 97.), wird sie in Österreich zusehends gegenständlicher: Pizza, Kopftuch und Broschüre. Hat man bis vor Kurzem noch geglaubt, die Deutschen hätten den schlechtesten Humor auf dem Kontinent, weiß man es nun besser: Den miesesten Schmäh weit und breit haben ÖVP-Generalsekretäre und ihre Klubobmänner. Was sie auch dann nicht einsehen wollen, wenn sie sogar schon Parteikollegen darauf hinweisen. Und warum der Bundespräsident sich Kopftuchvideos von Andreas Gabalier überhaupt anschaut (und das dann auch noch öffentlich kundtut), muss auch niemand verstehen.

Dabei haben Andreas Gabalier und sein deutscher Kollege Xavier Naidoo ja an sich die denkbar wirksamste Alarmanlage rund um ihr Gedankengut gebastelt: ihre Musik. Die wirkt so zuverlässig abschreckend, dass wirklich niemand zufällig in die Verlegenheit kommt, sich mit ihren Inhalten auseinandersetzen zu müssen. Wir tun es also nicht, warten auf den nächsten Namenstag, den wir dann gemeinsam feiern.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2017)

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