Kaufet und liebet euch

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Wie der Valentinstag zum Konsumfest wurde.

Wenn der Valentinstag als Festtag der Verliebten noch nicht erfunden wäre, irgendein geschickter PR-Experte hätte das mit Sicherheit nachgeholt. Spätestens während der letzten Jännertage des Jahres trudeln sie ein, die mehr oder weniger gut gemachten und gemeinten Hinweise auf den Valentinstag. Ein Craft-Beer-Hersteller nutzt den 14. Februar, um auf seine aphrodisierenden Biersorten mit Namen wie „I love u will u marry me“ hinzuweisen. Hotels, Thermen und Restaurants werben mit Spezialangeboten für ein (immer romantisches) Wochenende oder Abendessen zu zweit, und die Blumenhändler tauschen den Weihnachtsschmuck gegen Herzchen und Kussmünder. Es geht beim Tag der Liebenden voranging um das Geschäft.

Was wenige vergessen oder vielleicht nicht gewusst haben: Der Valentinstag hat eine lange, gar nicht konsumorientierte, sondern christliche Tradition. Das Brauchtum dieses Tages, so verrät es Wikipedia, geht auf einen oder mehrere christliche Märtyrer namens Valentinus zurück, die das Martyrium durch Enthaupten erlitten haben. Der Gedenktag in seiner ursprünglichen Form wurde bereits von Papst Gelasius I. 469 für die ganze Kirche eingeführt, allerdings 1969 aus dem römischen Kalender gestrichen.

Erst im 15. Jahrhundert bekam der Tag in England eine Bedeutung für Ehepaare, die sich an diesem Tag kleine Geschenke oder Gedichte schickten. Englische Auswanderer nahmen den Valentinsbrauch mit in die Vereinigten Staaten, von dort brachten ihn US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zurück nach Europa, und er wurde zu dem heute von manchen geschätzten, von vielen verteufelten Festtag.

Heute wird in fast allen Teilen der Welt entweder am 14. Februar oder zu einem anderen Datum (in Brasilien etwa am 12. Juni) der Tag der Liebenden begangen. Vor allem für Floristen und den Kosmetikhandel ist der Tag längst zu einem willkommenen Geschäftsankurbler geworden, zumal der 14. Februar so gut wie immer mitten in die sonst eine Spur ruhigere und weniger kaufkräftige Fastenzeit fällt. Und bis Ostern ist es auch noch lang.

Geschenkmuffel

Die Geschenkideensuchmaschine Perfecto4U hat in diesem Jahr, nicht ganz uneigennützig, eine Studie zum Valentinstag in Auftrag gegeben und will dabei herausgefunden haben, dass 81 Prozent der Befragten an diesem Tag etwas schenken, immerhin 62 Prozent wollen selbst etwas geschenkt bekommen. Zu den Valentinsmuffeln gehört offenbar die Gruppe der 26- bis 35-Jährigen. Hier wollen 40 Prozent der Befragten nichts schenken, 92 Prozent erwarten sich kein Geschenk. Die Erklärung der Studienautoren dafür liegt in der relativ großen Anzahl an Singles in dieser Altersgruppe.

Apropos Bräuche: In Japan begeht man einen Monat nach dem Valentinstag, am 14. März, den sogenannten White Day, an dem man sich ausschließlich Schokolade schenken darf. In Südkorea feiert man zusätzlich den Black Day: Wer am 14. Februar und 14. März leer ausging, betrauert sich am 14. April und isst Jajangmyeon – Nudeln mit schwarzer Soße.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2016)

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