Web-Charity: Helfen mit einem Klick

Software-Entwickler Gregor Jarisch und Projektmanagerin Monika Feiel arbeiten beide für die Styria.
Software-Entwickler Gregor Jarisch und Projektmanagerin Monika Feiel arbeiten beide für die Styria.Die Presse/Clemens Fabry
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Auf dem Portal iwanna.help kann man durch Onlinewerbung oder das Teilen von Artikeln Geld für karitative Organisationen sammeln. Monika Feiel und Gregor Jarisch, zwei der Initiatoren, erzählen, wie das funktioniert.

„Die Idee kam Gregor Jarisch bei einer „mitternächtlichen Dusche“. Auf der Suche nach neuen digitalen Geschäftsmodellen stellte sich der 28-jährige Software-Entwickler des Digital Lab der Styria Digital Services in Wien die Frage: Was wäre, wenn man mit dem Teilen von Inhalten im Netz Geld verdienen könnte? „Sehr gern würde ich jetzt erzählen, wie heldenhaft ich etwas Neues für karitative Organisationen erfinden wollte. Tatsächlich war es zuerst mehr eine technische als eine sachliche Idee.“ Doch ganz so bescheiden muss er nicht sein, denn schon bald bekam die technische Grundidee einen tieferen Sinn: Mit dem Teilen von Inhalten im Netz und dem Ansehen von Werbung sollte Geld für karitative Einrichtungen gesammelt werden. 2014 wurde der Prototyp gebaut, 2015 die Seite getestet. Das Endprodukt nennt sich iwanna.help und ist seit Mitte Juni online.

Das Motto der Website lautet also: Helfen mit einem Klick und ein paar Sekunden Zeit. Funktionieren tut das sehr simpel. Auf dem Portal iwanna.help wählt man ein Projekt aus, das man unterstützen will. Man kann etwa die mobile Hilfe auf vier Rädern der Krebshilfe Steiermark unterstützen oder ein Care-Paket für Mütter und Kinder in Kenia mitfinanzieren. Weitere Projektpartner sind Hilfsorganisationen wie die Caritas und SOS Kinderdorf. Hat man ein Projekt ausgewählt, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man klickt auf den Button „mit Werbung spenden“ und sieht sich einige Sekunden lang Werbung an – oder man wählt „teilen, um zu spenden“. Dann kann man auf Facebook oder Twitter einen Link eigener Wahl teilen, den man ohnehin teilen wollte. Freunden, die darauf klicken, wird vor dem Öffnen der Seite kurz Werbung gezeigt.

Das Konzept der Plattform ist dem Crowdfunding-Prinzip nachempfunden. Dabei werden kleine Beträge von vielen Menschen gesammelt und Projekte finanziert. Der Unterschied bei iwanna.help: Hier werden sehr kleine Beträge gesammelt, und zwar nicht vom Spender selbst, sondern von externen Werbekunden. Der Nutzer spendet nicht Geld, sondern Zeit.


Real Time Bidding. Die Technologie, die dahintersteckt, nennt sich Real Time Bidding. „Man kann sich das so vorstellen wie bei eBay“, erklärt Jarisch. „Wenn man auf einen Link klickt, dann werden Werbepositionen zur Verfügung gestellt. Die werden in wenigen Millisekunden an Hunderten Servern angeboten und der höchstbietende Kunde schlägt zu und spielt seine Werbung aus. Das System ist auch internationalisiert. Jemand in der Türkei bekommt natürlich türkische Werbung angezeigt.“

Das Projekt hatte viele helfende Hände innerhalb der Styria Media Group, zu der auch „Kleine Zeitung“ und „Die Presse“ gehören. Jarisch zog das Projekt von Anfang an, arbeitete am Abend und an Wochenenden daran und bat Kollegen aus unterschiedlichsten Abteilungen um Rat und Mithilfe. Auch Monika Feiel, Projektmanagerin bei der Digital-Vermarktungs-Tochter Styria Digital One, war sofort begeistert von dem Projekt. Vor allem, weil iwanna.help mit einem speziellen Ansatz auf Facebook ergänzt wird: Dort fungiert die Plattform auch als Quelle für positive Nachrichten. Jeder Artikel, der dort geteilt wird, ist mit einem dieser Werbelinks versehen und bringt doppelt Gutes: Der Leser generiert durch das Ansehen des Links eine Spende für eine karitative Einrichtung und erfährt beim Lesen des jeweiligen Artikels etwas über sinnvolle Projekte und positive Nachrichten.

Zudem könnte man die Leser „bei ihrem Spieltrieb packen“, weil sie beobachten können, wie viel sie und ihre Freunde zur Finanzierung eines Projekts beigetragen haben, sagt Feiel.


Gesellschaftliches Engagement.Das Projekt läuft innerhalb der Styria unter der vor drei Jahren gestarteten Corporate-Citizenship-Initiative. Matthias Opis, Head of Communication und verantwortlich für das freiwillige gesellschaftliche Engagement der Styria, sagt, es sei „nur konsequent“ gewesen, „dass wir als Styria-Gruppe unser mediales und technologisches Know-how zur Verfügung stellen, um karitativen Projekten bei der Finanzierung zu helfen. „Iwanna.help gehört zu den guten digitalen Seiten der Sharing Economy.“

Idee und Ergebnis dieser Plattform leben freilich davon, dass sich möglichst viele Menschen daran beteiligen. Eine Wohngemeinschaft für Flüchtlingskinder im SOS-Kinderdorf kann etwa mit Paketen von 1900 Euro pro Monat unterstützt werden. Einmal auf die Werbung zu klicken bringt zwar nur Beträge von wenigen Cent, aber je mehr Leute klicken, desto schneller geht etwas voran. Gregor Jarisch sagt: „In Wahrheit könnte so ein Projekt in wenigen Minuten ausfinanziert sein, wenn es der Richtige teilt.“ Mit richtig meint er Menschen mit vielen Fans in sozialen Netzwerken.

So Helfen Sie

Gehen Sie auf die Plattform iwanna.help: Wählen Sie ein Projekt aus, klicken Sie auf den Button „mit Werbung spenden“ und sehen Sie sich ein paar Sekunden den Spot an. Der Erlös aus dieser Werbung kommt zu 100 Prozent dem Hilfsprojekt zugute. Wenn Sie auf den Button „teilen, um zu spenden“ klicken, können Sie einen Link Ihrer Wahl auf Facebook, Twitter oder per Mail teilen. Ihre Freunde sehen dann, bevor sie zum Link weitergeleitet werden, für einige Sekunden Werbung und unterstützen so das Hilfsprojekt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2016)

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