Lieber ein Brokkoli als immer nur Superman

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Der Fasching und all seine Höllenausläufer.

Alle krank, wohin man auch schaut, und wer nicht krank ist, hat Kopfweh, weil es so warm ist, oder Bauchweh vom Krapfenessen oder weil der Höhepunkt des Faschings näher rückt. Als ob sich diese beiden Begriffe nicht von vornherein ausschließen würden. Bis gestern schien faschingstechnisch alles unter Kontrolle zu sein, erstmals. Nun soll sich das eine Kind zum Thema Obst und Gemüse verkleiden, und es will ein Brokkoli sein, und das, bitte schön, trägt nicht gerade zur Entspannung bei. Wie verkleidet man sich bloß als Brokkoli? Dabei war doch alles schon entschieden. Einmal Polizei, einmal Star Wars, das ist machbar, das kann man organisieren.

Die Mädchen wollen hübsch sein: Prinzessinnen, Feen, Ballerinen. Die Buben furchterregend und stark: Piraten, Ritter, Außerirdische. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber die Tendenz ist eindeutig. Man sieht den Kindern zu, beim Verkleiden, und weiß, dass man sich den Mund fusselig reden kann: Es bleibt bei diesen Wünschen. Hübsch sein, stark sein. Dazwischen bleibt viel Raum. Irgendwo wird man dann sein Plätzchen finden müssen. Und sei es als Brokkoli.

Erwachsene haben hingegen das ganze Jahr lang Fasching. Einladungen mit originellem Dresscode sind derzeit recht beliebt. Man ist ohnehin nie man selbst, merkt dazu jemand philosophisch an, der allen Ernstes eine schwarze, schmale Lederkrawatte für ein Fest sucht. Mir gefallen jene Einladungen am besten, die mit „Bring dich selber“ enden. Das ist zu schaffen. Am ehrlichsten ist die vor allem in Australien beliebte Aufforderung „Bring your own booze“ (Bring dein eigenes Getränk mit).

Tatsächlich kommen kaum noch Einladungen. Vielleicht, weil man bei „Mitzubringen: gute Laune“ völlig versagt.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2013)

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