Eine U-Bahn voller Schäfer-Elmayers

Eine UBahn voller Schaefer Elmayers
Eine UBahn voller Schaefer Elmayers(c) FABRY Clemens
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Oft lernt man die Bequemlichkeiten des Alltags erst zu schätzen, wenn man sie plötzlich nicht mehr hat.

Wenn man etwa in einer anderen Stadt auf den Bus wartet und dabei zweistellige Minutenanzeigen von der Anzeigetafel lesen muss, sehnt man sich fast nach dem 13A. Der kommt wenigstens ständig (wenn auch überfüllt), oder er kommt ein paar Minuten nicht, dafür aber gleich in mehrfacher Ausführung (persönlicher Sichtungsrekord: Sechs 13A-Busse hintereinander). Der 13A hat es im Zuge der Umgestaltung der Mariahilfer Straße, dieser großen Radfahrerbegegnungszone, auch zu überregionaler Berühmtheit geschafft. Weilt man zu Besuch in der Steiermark, wird man derzeit mehrfach auf die Buslinie angesprochen. „Ist der wirklich so arg, der 13A?“ wird man da gefragt. Nun ja. Für Grazer wahrscheinlich schon. Wer sich so erstaunlich konsequent an das Handyverbot in der Straßenbahn hält wie die Grazer, wird die Belastung in Wiens öffentlichen Verkehrsmitteln schwer ertragen. Nicht nur dezibeltechnisch, auch inhaltlich. Etwa in Form jener Frau, um jetzt ein willkürliches aus einer Vielzahl von Beispielen zu nennen, die im Bus so verzweifelt wie lautstark ein Pediküre-Institut nach dem anderen anrief, um kurzfristig einen Termin zu bekommen. Vergeblich auch der offenherzig durch den Bus gebrüllte Hinweis, dass ihre Nägel „wirklich schon ganz schlimm eingewachsen“ seien, half da nicht.

Aber das wird ja jetzt alles anders. Ab Montag werben die Wiener Linien für mehr Thomas-Schäfer-Elmayer-Attitüde im öffentlichen Verkehr. „Klippen der Fingernägel“ ist fortan verboten, ebenso „augenfälliges Nasenbohren“ und „hingebungsvolles Knutschen“. Wobei man sich da natürlich schon fragt, wer 1.) überhaupt noch „knutschen“ sagt, 2.) ab wann dieses offiziell „hingebungsvoll“ ist und wie man 3.) eigentlich „nicht augenfällig“ in der Nase bohren kann. Da wäre jetzt vielleicht sogar Herr Schäfer-Elmayer überfragt.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2013)

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