Thanksgiving bei Cheneys

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Thanksgiving bei CheneysReuters
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Warum zwischen den Töchtern von Dick Cheney Eiszeit herrscht.

Thanksgiving, das calvinistische Erntedankfest, ist einer jener Anlässe im Kalender amerikanischer Traditionen, bei denen die verstreuten Verwandtschaften zusammenkommen, um sich beim Zerschnetzeln kalbsgroßer Truthähne ihrer Familienbande zu versichern. Bei den Cheneys dürfte der heurige 28. November ein wenig angespannt verlaufen. Denn zwischen den Töchtern von Dick Cheney, einst Vizepräsident von George W. Bush, herrscht Eiszeit. Und das kam so:

Seit Jahren bekennt sich die jüngere Cheney-Tochter Mary zu ihrer Homosexualität. Sie hat ihre Partnerin geheiratet, die beiden haben zwei Töchter und leben in einer verschlafenen Vorstadt Washingtons in Virginia. Weder ihre Eltern noch ihre ältere Schwester Elizabeth hatten damit ein Problem. All das änderte sich, als Elizabeth vor einigen Monaten ihre Kandidatur für den US-Senat ankündigte. Sie möchte den republikanischen Amtsinhaber eines der beiden Sitze des Bundesstaates Wyoming ablösen, und damit ihr dieser parteiinterne Aufstand gelingt, braucht sie die Hilfe der gesellschaftskonservativen Tea Party. Somit begann Liz Cheney, ihre abgrundtiefe Ablehnung dieser in immer mehr US-Bundesstaaten möglichen Familienform kundzutun.

Vergangenen Sonntag trat sie im Fernsehsender Fox News auf und versuchte, diese Grundsatzfrage zu einer Petitesse herunterzuspielen. Mehr hat sie nicht gebraucht: „Liz – das ist nicht bloß ein Thema, bei dem wir einander widersprechen“, donnerte Mary auf Facebook. „Du bist auf der falschen Seite der Geschichte.“ Ihre Ehefrau Heather Roe legte in Anspielung darauf, dass Liz Cheney in Wyoming kandidiert, obwohl sie fast ihr ganzes Leben in der privilegierten Washingtoner Regierungsblase gelebt hat, ein Schäuferl nach: „Ich frage mich, wie sich Liz fühlen würde, wenn sie beim Umzug von einem Bundesstaat in den anderen feststellen würde, dass ihre Familie in einem Bundesstaat geschützt ist und im anderen nicht.“ Und so nimmt das Familiendrama seinen Lauf: Am Montag berichtete die „New York Times“, die Cheney-Eltern würden Thanksgiving bei Mary und ihrer Frau feiern – ohne Liz.

E-Mails an:oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2013)

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