Hat wer „Dallas“ geschaut? Regelmäßig?

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Nicht nur bei Bio-Österreichern, sondern auch bei uns in der Parallelgesellschaft war „Dallas“ eine große Nummer.

Ich habe nicht „Dallas“ geschaut, „Dallas“ war für meine Generation die Serie für grauhaarige Menschen, denen Glanz und Gloria im Leben gefehlt haben. Eine recht unsportliche Haltung, ich weiß schon. Das Interessante ist ja: Nicht nur bei Bio-Österreichern, sondern auch bei uns in der Parallelgesellschaft war „Dallas“ eine große Nummer, sagen meine elterlichen Migrationshintergründler. Der Serieninhalt verspricht jedenfalls Scherereien am laufenden Band, warum sonst sollte ein Internetlexikon die Protagonisten mit Sätzen wie „Er schreckt lediglich vor Mord zurück“, „Sue Ellens größter ,Feind‘ ist der Alkohol“ oder „Später stellt sich heraus, dass er ebenfalls ein Sohn von Jock Ewing ist“ beschreiben? (Jock?) Fassen wir die Serie also zusammen: familiäre Verwicklungen, Geld, Macht, Intrigen und Öl. Und jetzt ersetze Macht durch Bürgerbeteiligung, Öl durch LED-Lampen, Intrige durch 3,25-prozentige Verzinsung, lasse familiäre Verwicklungen weg, anschließend nimm dem Dallas ein L und gib ihm ein A, dann wechsle den Kontinent – und plötzlich hast du dein eigenes Dallas-artiges Ding, und zwar in, jetzt halte dich gut fest, Vorarlberg.

Am südlichen Ende meines Bundeslandes befindet sich zwischen Klösterle und Bartholomäberg die 1500-Seelen-Gemeinde Dalaas (die nächstgelegene Metropole ist Schruns). Vergangenen Sonntag war in Dalaas wahnsinnig der Teufel los, weil: Während des Weihnachtsmarktes in Wald – das ist ein Ortsteil von Dalaas, also der Ortsteil des Ortsteils – wurde im Rahmen einer glanzvoll-majestätischen Feier die neue LED-Straßenbeleuchtung in Betrieb genommen. Jetzt darfst du nicht fies herumlachen wegen der Provinz, in Wahrheit sind wir nämlich viel weiter als die ganze Welt zusammen. Finanziert werden die Leuchten durch Bürgerbeteiligung, das heißt, für 1000 Euro bekommst du zwei Straßenlampen, wobei du das Geld innerhalb von acht Jahren mit 3,25Prozent Zinsen zurückbekommst. Der jährliche Stromverbrauch geht durch die neuen Fotovoltaikleuchten von 77.000 auf 11.000 Kilowattstunden zurück.

Eindeutig die bessere Serie.

E-Mails an: duygu.oezkan@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2013)

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