Ein Reiseveranstalter bewirbt sein Sommerprogramm derzeit mit den Worten: „Der nächste Sommer ist fast schon vorbei.“
Das ist trotz des frühen Frühlings ein wenig beklemmend. Mit dieser Einstellung müsste man nun also den Weihnachtsurlaub buchen (wobei, manche haben schon).
Rechtzeitig dran zu sein, ist eine schöne Sache. Aber was ist rechtzeitig? Neunzig Minuten vor dem Abflug auf dem Flughafen zu sein, empfinden viele als zu früh, dreißig Minuten davor als zu spät. Irgendwo dazwischen wäre wohl rechtzeitig, aber das hängt wiederum davon ab, unter welchen Bedingungen wer zum Flughafen hetzt. Rechtzeitig ist offenbar ein Zeitbegriff, der selten erreicht wird, und wenn, dann für jeden zu einem anderen Zeitpunkt.
Was das (von sehr vielen Menschen gewünschte) Abnehmen vor dem Sommer betrifft, so ist rechtzeitig jedenfalls bereits vorbei und sollte durch „überfällig“ ersetzt werden. Wer sich von den Monatsnamen Dezember, Jänner, Februar hat täuschen lassen (klingen nach Winter) und sich dementsprechend durch die harte Zeit durchgefuttert hat (statt sich entsprechend der Temperaturen von frühlingshaft leichten Salatkreationen zu ernähren), sollte nun die letzte Abfahrt Richtung Strandkörper nehmen. Der Beginn der Fastenzeit wäre ein guter Moment. Denn jetzt verzichten alle auf irgendwas, auch die Nichtgläubigen. Die eigentlich besonders, denn Gläubige reden darüber nicht so viel.
Wenn man jetzt aber noch länger darüber nachdenkt, worauf man verzichten könnte (man wählt das Einfachste, sagt aber, es sei das Schwierigste), ist schon Ostern da und der Sommer sowieso. Dann sollte man es so halten wie Otis Redding in „Sitting on the dock of the bay“ und gelassen den Gezeiten beim Vergehen zusehen. Ebbe, Flut, Ebbe, Flut. Sommer, Winter, Sommer, Winter. Irgendwann zieht vielleicht dann auch wieder ein Winter ins Land, der ein Winter ist. Auch im Flachland.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2014)