Luft und Licht werden ihren Zauber ausüben

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Einigen wir uns darauf, dass „Schöner wohnen“ an allem schuld ist, diese Zeitschrift, die unglaubliche Wohnungen zeigt.

Eigentlich ist es mehr das Innenleben der Wohnungen, das unglaublich ist, glatte Flächen, viel Raum, schöne Farben, clevere Details. Frische Schnittblumen. Pralles Obst in schlichten Schalen. Und ganz, ganz viel Ordnung.

Die Zeitschrift gibt es seit Anfang der Sechziger, und sie hat das Bedürfnis nach schönerem Wohnen so dezent, aber irreversibel in uns verankert, dass es umgesetzt wurde, und das nicht zu knapp. Mittlerweile, es ist natürlich auch eine Altersfrage, war man in so vielen Schöner-wohnen-Wohnungen zu Gast, dass sie als Standard bezeichnet werden können. Schöner wohnen muss keine Geldfrage sein und kann auch auf knappstem Raum umgesetzt werden. Da dürfen dann eben gar keine Möbel mehr herumstehen (sind ohnehin überschätzt).

Die „Crowded House“-Version, wie sie Gleichgesinnte aus Verehrung für eine Band nannten, also die Anhäufung von bedeutsamen Dingen unmittelbar um einen herum, in Sicht- und in Griffweite, geht gar nicht mehr. Der wahre Luxus ist die Befreiung von Dingen.

Ballast abzuwerfen ist ein schöner Plan. Da sich aber dieser Abschied schon verdammt lange hinzieht, greift nun eine Freundin beherzt ein. Sie spricht vom Entrümpeln, man könnte es natürlich auch als Entseelen bezeichnen. Die gesammelten Steine von den letzten 15 Urlauben dürfen sich nun nicht mehr in Sichtweite aufhalten. Aber wo sonst? Man braucht sie doch zum Erinnern und zum Träumen vom Meer. Zack, sind schon weg. Die herausgerissenen Artikel, Zeichnungen und Zettel, allesamt von Bedeutung, liegen nicht mehr auf dem Tisch, sondern verschwinden in einer Lade. Werden dort für immer vergessen.

Nach dem dritten Einwand ist die Freundin weg. Aber sie wird wiederkommen. Luft und Licht werden bald in einer leeren Wohnung ihren Zauber ausüben. Die Freude ist unbändig.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2014)

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