In wenigen Wochen wird die U2 verlängert. Zeit, sich die Wiener Untergrund-Linien mal genauer anzusehen.
Eine kleine Charakterstudie. Sug ft ab!
Die U1: Die rote Linie. Und hier verkehrt auch die sozialdemokratische Stammklientel von Favoriten bis Floridsdorf. Aber Achtung, Frau Stenzel: Manche steigen auch am Stephansplatz aus! Die älteste Linie ist auch die versiffteste. Ihr Stations-Geruch ist muffig bis streng. Was immerhin den Charme hat, dass es riecht wie in den Metros von Paris und London.
Die U2: Der Studenten-Zubringer. Die wichtigsten Stationen daher: Schottentor (Haupt-Uni), Karlsplatz (TU) und Museumsquartier (für vor oder nach der Uni).
Die U3: Von Simmering bis Ottakring. Die unauffälligste Linie. Bunt gemischtes Multikulti-Publikum. Ein gesellschaftlicher Querschnitt.
Die U4: Die Nobel-Linie. Gehobeneres Publikum. Meist angenehm leer, vor allem je näher man den Endbahnhöfen Hütteldorf (Hietzing!) und Heiligenstadt (Döbling!) kommt. Ausnahme: Die Naschmarktsamstage. Da spielt es sich dann ab zwischen Kettenbrücken- und Pilgramgasse.
Die U6: Die Linie des Grauens. Die Menschen, die hier zusammengepfercht auf engstem Raum sitzen und stehen, wirken grauer und finsterer als anderswo. Abgesehen von den Trägern neonbunter Käppis, welche mit Vorliebe ihr Handy-Klingelton-Reservoir durchtesten oder den MP3-Modus auf laut stellen. Man kann förmlich spüren, wie die Aggression im Wagon steigt. Man braucht nur in die zornigen Gesichter der Mitreisenden zu sehen. Die Luft ist hier tatsächlich sehr dünn. Und auch die Drogenszene hat, wie man in der Zeitung liest, die U6 bereits zu ihrer absoluten Lieblingslinie erkoren.
Sollten Sie also dringend von Floridsdorf nach Siebenhirten müssen – nehmen Sie S-Bahn, Bim und Bus.
oliver.pink@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2008)