Die Lücken im Spielplan und die Leere nach dem 13. Juli

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Es gibt schlechtere Zeiten als eine Fußball-WM.

Die WM hinterlässt deutliche Spuren. Späte Spiele machen müde Augen. Alle bleiben zu lange auf, auch die Kinder, und wenn man nicht aufbleibt, wecken einen die Jubelschreie von draußen. Kann man also gleich wach bleiben.

Das Wirtshaus ums Eck hat in drei zusätzliche Flachbildschirme investiert, und die Rechnung ist aufgegangen. Aber nun ist es fast vorbei. Das Restaurant gegenüber, in dem es keinen Fernsehapparat gibt, hat bald wieder Aufwind. Eine Fußball-WM (oder -EM) gehört zu jenen Veranstaltungen, bei denen man den Abschied schon lange spürt, bevor es dazu kommt. Nach dem furiosen Beginn mit mehreren Spielen täglich sind die Lücken im Spielplan nun sehr groß. Schon ist zu erahnen, was nach dem Finale am 13.Juli über Fußballfreunde hereinbrechen wird: eine große Leere.

Die Freude vieler Menschen an der WM ist auch für jene greifbar, die sich nicht dafür interessieren. Wer sieht, wie einfallsreich kleine Lokale ihr eigenes Public Viewing organisieren, wie Opa und Enkel über ein iPad gebeugt das Spiel verfolgen (früher wäre es ein Transistorradio gewesen), wie erwachsene Menschen im Argentinien-Dress ins Büro fahren (um sich vor der Tür dann schnell noch umzuziehen), muss doch auch ein wenig lächeln. Es gibt schlechtere Zeiten. Etwa, wenn es wochenlang nur darum geht, wer die Buhlschaft spielt.

Menschen, die gern Fußball schauen, sind selten Missionare, was das Interesse für ihren Sport angeht. Über die Überlegenheit ihrer Favoriten reden sie natürlich stundenlang, allerdings mit Gleichgesinnten. Das stört offenbar jene, die ihre Verachtung für Fußball und die derzeitige Verrücktheit so stolz vor sich hertragen müssen. Das ist nicht besonders großzügig und noch weniger einfallsreich. Es gibt viele Lokale ohne Fernsehen, wo man sich gepflegt unterhalten kann.

Muss ganz schön langweilig sein.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2014)

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