Das Schulenglisch und seine Grenzen

(c) Clemens Fabry
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Vor zwei Wochen – a fortnight ago – habe ich hierorts die Probleme skizziert, die sich im Gebrauch der und als Reaktion auf die englische Gesprächsfloskel „How do you do?“ ergeben.

Darauf antworte man am Besten mit „I'm fine, thank you“, meinte ich, und das hat einige Leserinnen und Leser enragiert.

„Ich weiß ja, dass man nicht auf allen Gebieten Fachmann sein kann, auch wenn man in einem renommierten Blatt wie ,Die Presse‘ schreibt, aber ein bisschen Recherche und Genauigkeit hätte ich mir schon gewünscht“, beklagt eine diplomierte Sprachtrainerin und Übersetzerin. Sie hielt fest, dass „How do you do?“ vornehmlich von Briten im gehobenen Sprachgebrauch verwendet werde, und zwar ausschließlich beim ersten Kennenlernen. Man antworte darauf „How do you do?“ oder „Nice to meet you, too“ – anders als bei „How are you?“, das die Antwort „I'm fine, thank you“ erfordere.

All das stimmt natürlich in der Theorie, auch ich habe es vor mehr als 20 Jahren im Gymnasium so gelernt. In der amerikanischen Sprachpraxis allerdings sind „How do you do?“ und „How are you?“ völlig verschliffen. Beides wird unterschiedslos zur Einleitung fast jedes noch so ephemeren sozialen Kontaktes verwendet – vom Bezahlen im Supermarkt bis zum Geplauder in der Kunstgalerie. Mit dem Schulenglisch kommen Sie da an einem bestimmten Punkt nicht mehr weiter. Das gilt übrigens auch auf die Reaktion darauf, wenn sich jemand für eine kleine Dienstleistung oder das Überreichen einer Sache bedankt. Wir haben gelernt, dass man auf „Thank you“ stets „You're welcome“ zu antworten habe. Hier in den USA höre ich aber fast immer nur ein abwesendes „Aha“, und das nicht nur von Zeitgenossen mit schlechter Kinderstube. In der Schule, scheint es, lernen wir den Umgang für jene Anlässe, wo wir mit dem Viscount of Sandwich darüber parlieren, ob wir sonntags nach dem Rebhuhnschießen Scones and Tea bei Lady Windemere und Poppy zu uns nehmen – ganz so, als wäre das Leben eine Folge aus „Downton Abbey“.

E-Mails an:oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2014)

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