Sportliche Desaster

Marathonlauf in Wien
Marathonlauf in Wien(c) BilderBox
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Warum die Schönbrunner Touristen froh sein können, dass ich nicht mehr laufen gehe.

Sie sind überall. Anmutig laufen sie an mir vorbei, wenn ich am Donaukanal sitze und gemütlich ein, zwei Bier trinke. Athletisch überholen sie mich in voller Marathon-Montur, wenn ich seelenruhig durch die Wiener Innenstadt flaniere – und mir die neueste Brownie-Karamell-Eiskreation gönne. Und am Donnerstag kann man an dieser Stelle der „Presse“ wöchentlich nachlesen, welche wertvollen Tipps und Tricks es für Hobby- und Profisportler gibt.

Nur ich kann damit leider nicht dienen. Nehme ich mir ausnahmsweise einmal vor, eine Runde zu laufen, komme ich schon schnaubend und schwitzend am Haupttor von Schloss Schönbrunn an. Bis zur Grünanlage reicht die Kondition schon gar nicht mehr. Ärgerlicher als für mich ist das sportliche Desaster nur für die zahlreichen Touristen. Keine Ahnung, wie vielen Besuchern ich mit hochrotem Kopf schon die historische Fotokulisse zerstört habe.

Umso besser ist es also für alle Beteiligten, dass ich mich für eine andere Sportart entschieden habe. Nämlich für eine, die nur im geschlossenen Raum stattfindet. Das hat wohl auch seine Gründe: Der Mundschutz aus Plastik formt die Lippen zu einem Schnabel, das T-Shirt muss man in die Hose stecken und die Haltung ist zwangsläufig auch ein bisschen bucklig – und spätestens nach dem Training ist man mit blauen Flecken übersät. Beim Thaiboxen kann man so richtig schön hässlich sein.

Dazu kommt, dass man die unmöglichsten Aufwärmübungen machen muss: Wie ein Frosch bewegt man sich in der Hocke durch den Turnsaal. Oder man liegt auf dem Rücken und darf sich nur mit der Kraft der Schultern und Ellbogen durch den Trainingsraum bewegen. Und der größte Vorteil dabei: Man landet nicht mit hochrotem Kopf auf Touristenfotos.

E-Mails an:iris.bonavida@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2014)

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