Jugend, 60 Jahre lang: Wenn Stadt wird, was Stadt heißt

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Natur und viel Freiraum: Das schätzen die Donaustädter an ihrer Donaustadt. Genau die Qualitäten, die ihr im Zuge künftiger Verstädterung abhanden kommen werden. Zum 60. Geburtstag des flächengrößten Wiener Bezirks.

Sechzig Jahre – das ist ja kein Alter. Sagt man, wenn der eigene Sechziger gefährlich in die Nähe rückt oder eh schon längst überschritten ist. Und redet sich das jung, was einem ehedem doch so uralt schien. Die biologische Wahrheit, die holt einen dann spätestens beim morgendlichen Aufstehen ein, das früher doch irgendwie ein wenig elastischer vor sich ging.

Was unsereinem verwehrt bleibt, wird von anderen mit Recht behauptet: mit 60 Jahren jung zu sein. Eichen beispielsweise. Religionsgemeinschaften. Oder Städten und ihren Teilen. Wenn also ein ganzer Wiener Bezirk, jener, der Donaustadt benannt ist, seinen 60. Geburtstag feiert – so geschehen am vergangenen Wochenende mit Donaupark-Pomp –, dann kann der Jubilar wirklich und wahrhaftig als urbanes Nachwuchstalent durchgehen. Mehr noch, als urbaner Hoffnungsträger der rasant wachsenden Kapitale, vereint er doch ein Gutteil hiesiger Baulandreserven auf seinem Terrain.

Was aber schätzen jene, die schon jetzt donaustädtisch wohnen, an ihrer engeren Heimat? Das 60-Jahre-Donaustadt-Jubelmagazin „.mag22“ hat nachgefragt, mehr exemplarisch denn repräsentativ, zugegeben, je vier Kaisermühlner und Esslinger, Kagraner und Stadlauer und wie sie alle heißen, die sich die Donaustädter Stadt teilen, und die haben geantwortet. Da ist dann viel von der Ruhe, von der Natur, von Ländlichkeit und von den großen Freiräumen die Rede. Kurz: von all dem, was an der Donaustadt nicht Stadt ist. Und was im anstehenden Prozess der linksdanubischen Verstädterung abhandenkommen wird. Und in einem gewissen Maß auch abhandenkommen muss.

Genau dieses Maß freilich wird es sein, das entscheidet, ob wir dereinst die Donaustädter Stadt vor lauter Mauern nicht mehr sehen – oder ob bei aller zwangsläufigen Verdichtung noch genug Luft bleibt, den Himmel über Hirschstetten, Breitenlee oder auch Süßenbrunn zu bewundern. Und zwar vom Boden aus, nicht nur aus den obersten Stockwerken peripherer Wolkenkratzerei.

E-Mails an:wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2014)

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