Ich widersage: Nur Her, kein Hin am Westbahnhof!

(C) Freitag
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Auf die Erinnerung ist halt kein Verlass. Umso mehr müssen wir jenen Reminiszenzathleten danken, die unseren schwachen Gehirnen auf die Gedächtnissprünge helfen.

Von einem Wochenendurlaub im schönen Mühlviertel nach Wien heimkehrend, wandelte ich kürzlich so für mich durch den Westbahnhof hin, und da schoben sich in meine Gedanken vermeintliche Hauptbahnhof-Verwirrungen vergangener Tage. Wohin denn der ÖBB-Verkehr der Westbahnstrecke nach Eröffnung des Hauptbahnhofs zu leiten sei, war die Frage, um die sie sich rankten, und was die Zukunft des Westbahnhofs betraf, glaubte ich mich an ein lustiges Hin und Her zwischen Nurmehrregionalbahnhof und dann doch wieder zugesagter fernverkehrlicher ÖBB-Versorgung zu erinnern.

Alles Trugbilder mangelnder Merkfähigkeit. „Ich möchte das Wort Hin und Her heftig bestreiten“, schreibt mir der Pressesprecher der ÖBB Holding, der sich zwei Mails davor noch gar nicht recht entsinnen konnte, ob, und falls ja, was da überhaupt gewesen ist. Doch was auch immer da war, es kann jedenfalls nur ein Her ganz ohne jedwedes Hin gewesen sein. Ein Her, das für den Fahrplanwechsel im kommenden Dezember den Westbahnhof, vormals metropolitanes Aushängeschild Wiens, zum Lokalereignis macht: mit Verbindungen zu fraglos lohnenden Zielen wie Rekawinkel, Neulengbach, Unteroberndorf, aber ohne ÖBB-Fernverkehr.

Dabei, eigentlich hätt ich nur wissen wollen, ob denn nicht die also fixierte Deklassierung des Westbahnhofs die Umsatzaussichten der nigelnagelneuen Bahnhofcity Wien West gleichermaßen deklassiere. „90 Geschäfte warten auf Sie“, verheißt man dort, da könne es doch ökonomisch nicht ganz unbedeutend sein, wie viele jene, die da warten, zu erwarten haben. Mumpitz. „Schon heute sind rund 40 Prozent der Menschen am Westbahnhof, um dort einzukaufen – und nicht um Zug zu fahren“, schallt es mir aus der ÖBB-Pressesprecherei entgegen. Und auf die anderen paar 60 Prozent kommt's in so einer richtigen Bahnhofcity offenbar eh nicht mehr an.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)

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