Die Treppenläufer und mein selbst auferlegtes Liftverbot

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8971 Stufen warten auf die Towerrunner. Bis in die Redaktion sind es glücklicherweise nur 60.

Die österreichische Stiegenlauf-Saison ist eröffnet. Richtig gelesen. So etwas gibt es tatsächlich. In der Vorwoche trafen sich 13 Frauen und 45 Männer, um die Außenstiegen des Haus des Meeres in der Hauptstadt so schnell wie möglich zu erklimmen. 271 Stufen waren dabei zu bewältigen. Der Schnellste benötigte dafür nicht einmal eine Minute.

Das lässt sich steigern – also zumindest die Distanz. Die Towerrunner nehmen es in dieser Saison nämlich noch mit den 343 Stufen bis an die Spitze des Stephansdoms auf sich, wollen die 776 Stufen auf den Donauturm und die 843 Stufen im Millennium Tower so schnell wie möglich hinter sich lassen. Saisonhöhepunkt – auch im wahrsten Sinne des Wortes – ist der sogenannte Reißeck Wadlbeißer. Dabei wird die Treppe entlang der Reißeck Bergbahn, deren Endstation auf 2237 Meter Seehöhe im Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten liegt, bezwungen. 8971 Stufen, achtmal mehr als beim Lauf auf das Empire State Building, warten dabei. Und? Lust mitzulaufen?

Also ich verspüre keine. Ich muss mich schon im Alltag motivieren, nicht in den Lift zu steigen, sondern die Stiegen hinauf zu gehen. Das war schon damals auf Trainingslager in Viareggio in der Toskana so (um einen Schwank aus meiner Zeit als Nachwuchsläuferin zu erzählen). Unser Trainer sprach während des Trainingslagers stets ein Liftverbot aus. Sein Stehsatz: Auch Stiegensteigen hat einen Trainingseffekt. Wir stiegen also. Ob das seiner Argumentation oder dem angedrohten Extratraining geschuldet war, weiß ich heute nicht mehr.

Angesichts des Stiegenlauf-Saisonauftakts habe ich mir den alten Trainer-Ratschlag neuerlich zu Herzen genommen und mir ein Liftverbot auferlegt. Daher weiß ich seit Kurzem, dass man, um bis in die Redaktion der „Presse“ zu kommen, exakt 60 Stufen überwinden muss. Der Trainingseffekt wird dabei wohl nur ein kleiner sein.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2015)

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