Es ist aus, Einhorn!

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Wir haben einen neuen Ohrwurm, ich will mich gar nicht beschweren, er ist wesentlich besser als der alte, der war nämlich von der Eiskönigin.

Wir haben einen neuen Ohrwurm, ich will mich gar nicht beschweren, er ist wesentlich besser als der alte, der war nämlich von der Eiskönigin. Der neue beehrt uns seit vergangenem Sonntag, als das Kind zum Konzert der formidablen Familie Lässig im Gemeindebau mitgekommen ist, was es allein schon deswegen begeistert hat, weil es lang aufbleiben durfte. Und wieder einmal zeigte sich, dass Kinder sofort eingängliche Refrains mitträllern können (oder das zumindest glauben), auch wenn sie deren Inhalte noch gar nicht verstehen. Am Sonntag zum Beispiel „Was soll das?“, Grönemeyers Lied des betrogenen Ehemanns. (Das Konzert der auch unter Kindern populären Herren von Wanda ein paar Tage später haben wir ausgelassen und uns damit vorläufig den „Bologna“-Ohrwurm inklusive der Textzeile „Ich kann sicher nicht mit meiner Cousine schlafen, obwohl ich gerne würde“ erspart. )

Jedenfalls geht dem Kind – und damit seinem Umfeld – seit dem Familie-Lässig-Abend Rio Reisers „Junimond“ nicht mehr aus dem Kopf. Wenn es auch nicht den tatsächlichen Text („Es ist vorbei-bei-bei, Junimond“) singt, sondern vielmehr die märchenhafte Variante: „Es ist vorbei-bei-bei, Unicorn.“

Als ich es zweimal dezent auf den korrekten Text hinwies, meinte das Kind (eh zu Recht), dass ich „so streng“ sei, weshalb es also weiter den Abgesang auf das Einhorn singt. Die wunderbaren Verhörer und falsch ausgesprochenen Wörter sind bei einem fünfjährigen Kind leider eh schon so selten geworden. Richtig falsch spricht das Kind eigentlich nur noch die „Rollo“ aus („Rollero“), kann immer noch nicht seine „Schnürschenkel“ binden und glaubt uns immer noch nicht so recht, dass es einen Unterschied zwischen Marille und Vanille gibt, weil beides ja so ähnlich klingt. Unsere Nachbarn essen wiederum „Sauriergurken“ statt saurer Gurken, idealerweise aber vor „Bitternacht“, also Mitternacht. Selbstverständlich kann das Kind auch schon das Alphabet singen: „A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, oh man, okay.“ Ist in Ordnung, Mann.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2015)

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