Der Gartenkrimi – oder: Tomatenmörder gesucht

(c) BilderBox
  • Drucken

Dies Mal wollte ich die Pflanzen domestizieren. Ertragreich ist meine Arbeit trotzdem nicht.

Eingefleischte Fans meiner spärlichen Kolumnen-Ergüsse erinnern sich bestimmt noch detailliert an September 2014, als ich an dieser Stelle von meinem Garten berichtet habe. Also jenes grüne Fleckchen Erde, das sich vor meiner Kleinwohnung befindet. Und im vergangenen Sommer von einer wild gewordenen und durch Bioerde gedopten Gurkenpflanze annektiert wurde.

Dieses Mal habe ich mir also vorgenommen, die Natur von Beginn an zu bändigen: Die Tomatenpflanzen wurden penibel festgebunden, die Zitronenmelisse regelmäßig gestutzt. Und die Gurkenpflanze vorsichtshalber gleich durch ein Zucchini-Gewächs ersetzt. Die Arbeit hat sich auch gelohnt: Zwischen den domestizierten Pflanzen ist jetzt endlich auch Platz, um in Ruhe auf der Liege einen Krimi zu lesen.

Das war es dann aber auch mit den Freuden des Gartens. Denn von einer ertragreichen Ernte kann keine Rede sein. Kaum strahlen Tomaten und Erdbeeren sonnenverwöhnt in der Signalfarbe Rot, sind sie auch wieder von der Mutterpflanze verschwunden. Offensichtlich nascht ein Unbekannter von den Früchten. Der Schuldige macht sich allerdings nicht einmal die Mühe aufzuessen: Zerpickt und angeknabbert liegen die Reste im Gras. Sozusagen als Sinnbild – die Natur schlägt zurück.

Der größte natürliche Feind ist aber wie so oft der Mensch selbst. In meinem Fall in Person des Hausgemeinschaftsgärtners: Als er mit dem Rasenmäher zuletzt seine Runden durch die allgemeine Wiese drehte, bog er wohl einmal falsch ab und vernichtete meine Kräuter. Wer allerdings an den Früchten knabbert, ist noch immer nicht geklärt. Verdächtigt werden eine Wühlmaus, sämtliche Amseln und eine Horde Spatzen.
Wahrscheinlich ist der Täter aber auch in diesem Fall der Gärtner. Wie in jedem guten Krimi.

E-Mails an: iris.bonavida@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.