Elefanten und Vegetarier

A herd of elephants gather at a watering hole in Hwange National Park in this file photo
A herd of elephants gather at a watering hole in Hwange National Park in this file photo(c) REUTERS
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Wenn du ein Late-Night-Kind zu Hause hast, das die sogenannte Prime Time für die allerbeste Zeit hält, um noch nicht ins Bett zu gehen, kannst du das Hauptabendprogramm vergessen.

Wenn du ein Late-Night-Kind zu Hause hast, das die sogenannte Prime Time für die allerbeste Zeit hält, um noch nicht ins Bett zu gehen, kannst du das Hauptabendprogramm vergessen. Und machst nur selten Ausnahmen. Wie bei der Elefantenrunde. Die du vor dem Kind nie so nennen solltest, weil „Elefantenrunde“ bei Kindern natürlich allerlei abenteuerliche Assoziationen hervorruft – im Kreis laufende Elefantenhorden und so. Kurz war also die Enttäuschung groß, als statt Elefanten nur träge dasitzende Erwachsene zu sehen waren, dann erkannte das Kind aber „den Roten“ (wie es den Bürgermeister konsequent nennt) und „den Blauen“, der wiederum große Empörung auslöste, als er behauptete, der Nikolaus dürfe nicht mehr in die Wiener Kindergärten. („Das beweise ich dem, dass der Nikolaus kommt.“)

Nun weiß das Kind jedenfalls, dass so eine Elefantenrunde keine süße Tierdoku ist. Überhaupt ist es interessant zu beobachten, wie selbstverständlich wir Erwachsene Phrasen und Sprichwörter verwenden, die für Kinder eine ganz andere Bedeutung haben. Eine strikt wortwörtliche nämlich. Deswegen findet es das Kind immer noch witzig, wenn ich ankündige, „schnell in die Dusche zu springen“. Wahrscheinlich denkt es, dass ich hinter verschlossener Badtür einen Salto in die Duschkabine schlage. Schwer zu begreifen ist für Kinder auch, dass jemand, der nicht alles gleich kapiert, weder tatsächlich auf einer Leitung steht noch wirklich ein Brett vor dem Kopf hat. Manche Sprichwörter könnten Kinder gar zu falschem Handeln animieren, etwa das von den Hunden, die bellen und deswegen angeblich nicht beißen. Und das ärgste Kaff klingt für Kinder interessant, weil sich dort nach Aussage der Erwachsenen Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. („Haben die Pyjamas?“) Auch die Erklärung mancher Wörter kommt nicht immer richtig an. Ein Vegetarier, hat das Kind gelernt, ist jemand, der alles isst außer Fleisch. Woraufhin das Kind den Schluss zog: „Ich mag keine Orangen. Ich bin also Vegetarier für Orangen.“

Falls Ihnen das große Erklären bei Ihren Kindern noch bevorsteht: Hals- und Beinbruch. Da fällt Ihnen schon kein Zacken aus der Krone.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2015)

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