Als ich viel zu jung im Kino die Jedi-Ritter sehen durfte

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Peter Rosegger hat „Star Wars“ nicht gesehen. Sonst hätte er wohl eine Geschichte darüber geschrieben.

Als ich noch der Waldbauernbub war . . . zugegeben, diese Einleitung nimmt man jemandem, der in Simmering aufgewachsen ist, nicht ab. Macht aber nichts, ist ja auch nur als Überleitung gedacht. Von Peter Rosegger nämlich, der viele seiner Jugenderinnerungen mit jenem „als ich“ begann. Und in diesen Geschichten, wenn die Erinnerung nicht trügt, als Waldbauernbub vornehmlich durch Schnee stapfte. Von dort aus soll nun die Kurve gekratzt werden zu einem Erlebnis, das ebenfalls mit einem „als ich“ eingeleitet werden könnte. Und das irgendwann im Winter 1983 stattgefunden haben muss. Da war im „Bravo“-Heft der Schwester von einem neuen Film zu lesen. Vom dritten Teil der „Star Wars“-Saga nämlich, der gerade ins Kino gekommen war. Klar, dass da die Augen zu leuchten begannen, man Luke Skywalker, Darth Vader und all die anderen Gestalten im Kino sehen wollte.

Nur: „Ab 12“ stand im Kinoprogramm. Für einen gerade neun Jahre alt gewordenen Fan ein schier unüberwindbares Hindernis. Riesig war dann auch die Enttäuschung, als die Eltern im Kino fragten, ob man da denn nichts machen könnte. (Was hätte die Ticketverkäuferin auch anderes sagen sollen als nein?) Doch es sollte, das sei vorweggenommen, noch anders kommen. Beim zweiten Versuch wurde einfach nicht gefragt. Die Eltern kauften die Tickets, holten die Kinder von daheim ab. Und auf einmal saß man im Gartenbaukino. Verfolgte mit offenem Mund Raumschlachten, Lichtschwertduelle, die seltsamsten Kreaturen – und war am nächsten Tag in der Volksschule der große Held, der all den Mitschülern davon erzählen konnte.

Hätte Peter Rosegger das erlebt, hätte er daraus vermutlich eine Geschichte gemacht. Wir behalten diese kleine Episode elterlichen Ungehorsams zum Wohle der Kinder aber einfach für uns, ja? In diesem Sinne, frohe Weihnachten. Und möge die Macht mit euch sein!

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2015)

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