Platz auf dem Rathausplatz? Reine Platzverschwendung!

Nach dem Event ist vor dem Event. Rathausplatz.
Nach dem Event ist vor dem Event. Rathausplatz.(c) Wolfgang Freitag
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Es ist ja nicht gerade so, dass hinter jeder Wiener Ecke eine Überraschung lauert.

Es ist ja nicht gerade so, dass hinter jeder Wiener Ecke eine Überraschung lauert. Wien als vibrierende Weltmetropole des Unerwarteten, noch nicht Dagewesenen zu vermarkten wäre ebenso aussichtsreich, wie einen Fiaker als Formel-I-Boliden auszugeben; wem's um brodelnde Brisanz getan ist, der wird sicher andernorts besser bedient.

Und dann das: Kürzlich, ich ging, ohne Böses oder irgend sonst etwas zu ahnen, so für mich hin den Ring entlang, volksgartenseitig dem Burgtheater zu, da streifte mein Blick halb links über die Eventzone, die alte Stadtpläne als Rathausplatz ausweisen; und was dort zu sehen war, ließ mir das Redakteursblut in den Redakteursadern – Frühling hin oder her – gefrieren. Zu sehen war nämlich: einfach nichts. Das heißt, selbstverständlich war da Asphalt, standen rechts und links die Denkmäler von Sonnenfels bis Herzog Heinrich Jasomirgott, im Hintergrund das Rathaus selbst, aber dazwischen nichts: keine Punschbude und keine Plastikgirlande, kein Veranstaltungszelt und kein Eislaufplatz, keine Kinoleinwand, keine Tische, keine Tribüne, nicht das kleinste bisschen Dekoration, nichts, nichts, nichts.

Der Rathausplatz lag vor mir, nackt und bloß, ohne irgendetwas drauf und drum. Ein Anblick, der mir, zugegeben, auf Ansichtskarten schon begegnet war; dort hatte ich ihn allerdings für das Ergebnis umfangreicher Retuschiertätigkeit gehalten, Sie wissen ja, was elektronische Bildbearbeitung heutzutage möglich macht. Im Übrigen: Wo kämen wir denn hin, wenn auf einem der zentralen Plätze dieser Stadt tatsächlich und auf Dauer nichts als Platz wäre! Freilich, von allzu viel Platz kann eh keine Rede sein. Vom 14. bis 17. April richtet sich das Steiermarkdorf in Wien zwischen Rathaus und Burgtheater grünherzlich ein. Es folgen die Ersten-Mai-Feiern. Und dann ist's ja – Magistrat sei Dank – bis zur Euro-2016-Fanarena und zum Sommerkino nicht mehr weit. Füllt den Rathausplatz, bis er platzt. Alles andere ist Rathausplatzverschwendung.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2016)

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