Das Gewusel zu Kagran und die Gemeingefährdung

Für ein paar Quadratmeter mehr: Haltestelle Kagraner Platz.
Für ein paar Quadratmeter mehr: Haltestelle Kagraner Platz.(c) Wolfgang Freitag
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Üblicherweise sind es ja wir Journalisten, die als die großen Zweifler gelten.

Ob auf den angeblich so lichten Höhen der Weltpolitik oder in den nachgewiesenermaßen nicht ganz so lichten Niederungen hiesiger Stadtgeschäfte, ob in Wirtschaft, Sport oder Kultur: Alles, was sich da regt, wird zunächst mit Skepsis gewogen und, wenn's denn so ist, für zu leicht befunden. Der Zweifel ist unser täglich Brot und der ungläubige Thomas unser Schutzpatron h. c.

Interessant wird es da, wo die von unserem notorischen Unglauben Verfolgten ihrerseits nicht recht an die segensreiche Wirkung ihrer eigenen Arbeit zu glauben scheinen. Respektive wo sich Umstände gar nicht anders erklären lassen als dadurch, dass sie das nicht tun.

Nehmen wir das Beispiel Kagraner Platz. Den hat man, gar nicht lang ist's her, im Zuge der Verlängerung der Straßenbahnlinie 26 Richtung Seestadt Aspern großflächig umgebaut, wobei es nicht allzu verwegene magistratische Zuversicht gebraucht hätte, um zu vermuten, dass eine Straßenbahnlinie, die einerseits riesige Stadterweiterungsgebiete, andererseits drei U-Bahn-Linien und die Schnellbahn miteinander verknüpft, entsprechend dichtere Nutzerströme nach sich ziehen könnte. Freilich, die Gestaltung der 26er-Haltestelle Kagraner Platz, die den Übergang zur U1 vermittelt, lässt davon nichts erkennen. In den Worten eines Lesers: „Eine Haltestelle gewordene Gemeingefährdung.“ Denn: „Die Öffi-Benützer müssen sich auf viel zu schmalen Verkehrsinseln zwischen Straßenbahn und Autokolonnen zusammendrängen, die meist rote Fußgängerampel sorgt für gefährliches Gewusel auf wenigen Haltestellenquadratmetern.“

Ein Lokalaugenschein zur Morgenspitze weist solche Vorhalte mühelos als Tatsachenfeststellungen aus. Gut möglich, dass man städtischerseits dem eigenen öffentlichen Verkehr nicht zutraut, mehr Personen anzuziehen, als auf der Handvoll Asphalt Platz findet. Denn eine Fehlplanung wider besseres Wissen kann's ja schließlich ganz bestimmt und niemals nicht gewesen sein.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2016)

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