Schmelz oder: Fortschritt, 100 Quadratmeter groß

Ein Anfang: "Schmelzgarten", Rudolfsheim-Fünfhaus
Ein Anfang: "Schmelzgarten", Rudolfsheim-Fünfhaus(c) Wolfgang Freitag
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Sicher, sie sind lang vergangen, die Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat.

Sicher, sie sind lang vergangen, die Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat. Und vielleicht hat es sie nur in den Märchen der Brüder Grimm gegeben. Falls überhaupt je. Also sollten wir uns nicht wundern, dass auch die Wünsche der Freiraum Initiative Schmelz, kurz Frisch genannt (www.freiraum-schmelz.at), nicht viel geholfen haben. Wär ja auch ein Wunder, hätte sich die Idee, „die Schmelz für alle zu öffnen“, so einfach verwirklichen lassen. Mehr als zwei Jahre ist es her, dass an dieser Stelle über die diesbezüglichen Bemühungen berichtet wurde, und an der Ausgangsbasis hat sich nichts Wesentliches geändert. Noch immer bedeutet Schmelz: 30 Hektar Grün im sonst dichtest verbauten Städtischen, das sich Kleingärtner, Askö, Universitätssportinstitut, eine Schule und ein Studentenwohnheim so gründlich teilen, dass für die Allgemeinheit kaum mehr als eine Handvoll Durchgangsschneisen übrig bleibt.

Da muss es schon als Fortschritt gelten, dass es Frisch dennoch gelungen ist, ein kleines Eckerl für die Allgemeinheit abzuzwacken. Als da wäre: der „Schmelzgarten“, als gemeinschaftlich nutzbares Gartengrün dieser Tage der Öffentlichkeit übergeben und unfassbare 100 Quadratmeter groß. Will sagen: ein Dreitausendstel der Schmelzgesamtfläche. Oder: 0,3 Promille. Und wäre nicht die zuständige Bezirksvorstehung dem Ansinnen wohlgesonnen gewesen, hätt's nicht einmal das gegeben.

Sie war denn auch am Eröffnungstag zugegen: in Person des Rudolfsheim-Fünfhausener Bezirksvorstehers, der nebst dem Schmelzgärtlein selbst einiges über die Lokalverfassung eröffnete: über viele leere Bezirksvorsteherkilometer, die er in einschlägiger Sache zwischen den Big Playern der Schmelz schon zurückgelegt habe, und darüber, wie schwer es sei, zwischen all dem „Da könnt ja jeder kommen“ und dem „Das haben wir ja noch nie gehabt“ nicht die Bezirksvorsteher-Contenance zu verlieren. Schrebergarten ist überall? Gut möglich. Und am schrebergärtnerischsten ist es offenkundig jenseits aller Schrebergartenzäune.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2016)

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