Alles nur ein Fitnessmythos

(c) Michaela Bruckberger
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Beginnen wir mit einem Rätsel: Zwei übergewichtige 40-jährige Männer besuchen viermal wöchentlich ein Fitnessstudio und sitzen jeweils eine Stunde auf dem Fahrrad.

Mann eins strampelt mit einer Herzfrequenz von 110 bis 120 Schlägen pro Minute – im Fettverbrennungspulsbereich. Mann zwei fährt mit höherer Intensität, bei einer Herzfrequenz von 140 bis 150 Schlägen pro Minute. Wer verbrennt mehr Fett und nimmt mehr ab?

Laut der landläufigen Meinung müsste es Mann eins sein. Immerhin trainiert er im viel gelobten Fettverbrennungspulsbereich. Er ist es aber nicht. „Es gibt keinen Fettverbrennungspuls. Sie brauchen gar keine Pulsuhr, wenn Sie abspecken möchten“, sagt Kurt Moosburger. Der Sportmediziner kämpft seit Jahren gegen diesen Abspeckmythos an. Mich hat er mit seinen Erklärungen überzeugt. Beim Abnehmen gibt es nur eine einzig wichtige Grundregel: Die Energiebilanz muss negativ sein. Man muss mehr Kalorien verbrauchen, als man zu sich nimmt. Klingt logisch. Bei welcher Sportart und in welchem Pulsbereich man Kalorien verbrennt, ist erstmal nicht so wichtig. „Ob es eine Bergwanderung, Schwammerlsuchen, Holzhacken oder Tanzen ist, ist letztlich nicht entscheidend“, sagt Moosburger. Übt man eine bestimmte Sportart eine gewisse Zeit lang aus, ist es natürlich so, dass man mehr Kalorien verbrennt, je intensiver man trainiert. Der Kalorienverbrauch in dieser Zeit hängt auch von der Sportart ab. Krafttraining wirkt dabei besser als Ausdauersport. Hier wirkt der Nachbrenneffekt. Der Körper verbrennt also auch noch Stunden nach dem Training Fett – und genau darauf kommt es an. Denn man nimmt nicht während des Trainings ab. Hier gibt man nur den Kick. Fett verbrennt man erst in Ruhe.

Bleibt die Frage, woher der Mythos kommt, dass man durch Training im niedrigen Pulsbereich abnimmt? Tatsächlich wird bei niedriger Belastung anteilsmäßig, also prozentuell, mehr Fett und weniger Glukose zur Energiegewinnung verbrannt. Da der Energieumsatz bei leichtem Training aber insgesamt niedrig bleibt, ist die absolute Menge an verbranntem Fett gering. Bei intensivem Training ist das umgekehrt. Damit ist das Rätsel gelöst.

E-Mails an:julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2016)

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