Das ewige Leben in der Politikblase, ein Fluch

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Knapp vor meinem vierten Jahrestag hier in Washington kann ich mich über manche Umstände der amerikanischen Politik noch immer so aufregen wie am Anfang.

Am Wochenende zum Beispiel war in der „New York Times“ zu lesen, dass Tabak-, Öl-, Waffen- und Glücksspiellobbies die Justizminister der US-Teilstaaten mit Jagdausflügen und Wahlspenden einseifen. Denn der Attorney General ist unter anderem für den genauen Wortlaut einer „ballot initiative“, also eines Volksbegehrens, zuständig. Mit subtilen Umformulierungen lässt sich der Wählerwille manipulieren.

Am heutigen Wahltag möchte ich ein Phänomen festhalten, das im Zuge von Hillary Clintons Problemen mit ihren E-Mails und ihrer Familienstiftung sichtbar geworden ist. So kompliziert diese beiden Themen sich auch entspinnen, tauchen doch zwei Personen immer wieder in ihrem Kern auf: Huma Abedin, Hillary Clintons engste Vertraute seit ihrer Zeit als First Lady, und Doug Band, einst Bill Clintons persönlicher Assistent im Weißen Haus. Beide eint, dass sie in ihrem Erwachsenenleben nie etwas anderes gemacht haben, als den Clintons zuzuarbeiten und im Gegenzug von deren Einfluss zu profitieren. Abedin begann mit 19 Jahren als Praktikantin bei der First Lady, Band mit 23 Jahren auf gleiche Weise beim Präsidenten. Später folgte Abedin Clinton in den Senat, ins Außenministerium, in die Wahlkampagne. Band wurde Spendensammler und münzte seine Nähe zu den Clintons in persönlichen Reichtum um, indem er eine zweifelhafte Beratungsfirma namens Teneo gründete. Haben sie inzwischen etwas anderes getan? In der Privatwirtschaft gearbeitet, wissenschaftlich geforscht, in den Streitkräften gedient? Nein.

Abedin und Band sind keine Einzelfälle. Das ist schlecht für die Politik. Wenn Präsidenten, Senatoren, Kongressabgeordnete, Minister nur von Leuten umgeben sind, deren persönlicher Lebensstil von ihrer Unterstützung abhängig ist: Wer traut sich dann, ihnen Nein zu sagen, wenn sie falsche Entscheidungen treffen?

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2016)

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