Eigentlich schenken wir uns zu Weihnachten nichts

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Der Nichtschenkungspakt und seine Folgen.

Abmachungen, die man rund ums Schenken macht, halten nicht. Die am häufigsten gebrochene Regel ist: Wir schenken uns heuer zu Weihnachten nichts. Egal, ob unter Paaren, erwachsenen Kindern und ihren Eltern, Freunden oder Kollegen: Einer schert immer aus, und man steht betroffen da, mit leeren Händen, und fühlt sich richtig schlecht. Das Geschenk wird dann vom Herschenkenden auch noch heruntergemacht: Es ist nur etwas Kleines. Etwas total Unnötiges, Wertloses. Es ist eigentlich gar kein Geschenk! Es schaut einem Geschenk nur verdammt ähnlich.

Um diese Situation zu vermeiden, hat man in Zukunft auch ein Nichtgeschenk in petto, das man im Fall des Falles hervorzaubern kann. Diese Art von heimlicher Aufrüstung wird von der ebenso heimlichen Aufrüstung der anderen Seite in Balance gehalten. Nach ein paar Jahren dieser absurden Praxis versucht man einen neuen Nichtschenkungspakt. Aber diesmal ganz ernsthaft. Weil man dem Frieden aber doch nicht ganz traut, fragt man wenige Tage vor Weihnachten noch einmal nach: „Du, aber echt nicht, ja?“ Keine Geschenke, nur die Kinder bekommen etwas, wird einem versichert.

Das, was einem dann überraschend überreicht wird, ist die Königin unter den Nichtgeschenken: etwas kleines Selbstgemachtes. Etwas, in dem Zeit und Liebe und viele gute Gedanken stecken. Während man also abends wie ein Wal auf dem Sofa gestrandet ist und „Das perfekte Dinner“ geschaut hat, haben andere kleine, liebevolle Nichtgeschenke fabriziert.

Zum Glück habe ich aber noch das gerahmte Foto im Geheimversteck. Und ein Buch und eine Flasche Wein und dieses kleine Küchendings, das viel zu praktisch ist, um als Geschenk durchzugehen. Mir machen sie nie mehr was vor, meine Lieben. Mir nicht.

PS: Frohe Weihnachten, liebe Leser. Haben Sie es heimlich oder nicht heimlich unheimlich schön.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2016)

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