Eine Drohne ist dann im Kamin gelandet

Symbolbild.
Symbolbild.(c) REUTERS (BAZ RATNER)
  • Drucken

Wünschen kann man sich alles, nur bei der Zeit, und wie schnell sie vergeht, nützt es nichts.

Wenn das erste Mal von Weihnachten die Rede ist, sind noch unendlich viele Wochen vor einem. Dann ist es schon wieder vorbei. Eben hat man noch das Geschenkpapier verflucht, das immer einreißt, schon steht man in einem Papierhaufen, die Festtagsstimmung ist auf dem Höhepunkt, trotzdem ist der Abschied da, sagt eine leise Stimme, wie oft noch kommen wir so zusammen. Und was man festhalten will, ist schon wieder am Entschweben.

Es geht nichts über dieses fröhliche Chaos, das halbe Schokoschirmchen, das mit dem Sofa verschmilzt, weil man drauf gesessen ist. Macht sich auch gut in den Pailletten, aber das Kleid passt ohnehin nicht mehr nächstes Jahr. Was zu Weihnachten gehört: die Kirchenglocken, das leicht tadelnde Erstaunen des Pfarrers über das Gedränge in der Kirche und das Gefühl, bei etwas ertappt worden zu sein. Der windschiefe Baum, auf dem Hügel, als Einziger im Wald mit Lichtern erhellt und die Hoffnung, dass sich immer jemand findet, der ihn schmückt. Warum ist es immer dieser eine, fragt eines der Kinder, und man möchte sagen, weil nichts beruhigender ist als Gewohnheiten, Rituale, auf die man sich verlassen kann, wenn man sich sonst auf nichts verlassen kann.

Geräusche, die zu Weihnachten gehören, sind Feuerwehrsirenen und dass einer sagt: „Da hat jemand nicht aufgepasst mit den Kerzen.“ Zu den neuen Geräuschen gehört das Surren von Drohnen. Wenn mehr als zwei in einem Zimmer unterwegs sind, wird es leicht hysterisch. Eine ist dann im Kamin gelandet. Was auch zu Weihnachten gehört, ist der Gebrauch von Superkleber. Für so eine grobe Zeit werden die Dinge erstaunlicherweise immer filigraner. Ein mit Superkleber verklebter Daumen ist übrigens nicht mehr für einen elektronischen Fingerabdruck tauglich. Es sind noch so viele Kekse da. Die Tage zwischen den Jahren vergehen so langsam. Die wollen nichts mehr, die haben keine Ansprüche. Die halten wir jetzt noch ein bisschen auf.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.