Mein Samstag

Treffen sich zwei Tomaten

Wenn Sie auch ein Volksschulkind zu Hause haben, wissen Sie vermutlich ziemlich genau, was in der ersten und zweiten Klasse äußerst beliebt ist: Witzeerzählen nämlich.

Für Witzeskeptiker wie mich ist das eine beschwerliche Zeit. Weil: Schlechte Witze werden nicht unbedingt besser, wenn sie von aufgeregten Siebenjährigen vorgetragen werden, die oft die Pointe versemmeln oder überhaupt nicht verstehen. So ist der Witz „Kommt ein Hund zur Supermarktkassa. Fragt die Verkäuferin: Sammeln Sie Punkte?“ nicht ganz so lustig wie selbiger in der korrekten Form: „Kommt ein Dalmatiner zur Supermarktkassa. Fragt die Verkäufern: Sammeln Sie Punkte?“. Und damit habe ich Ihnen gerade den allerbesten unter den gängigen Erstklasslerwitzen erzählt.

Die Frage „Kannst du mir einen Witz erzählen?“ treibt mir in regelmäßigen Abständen den Schweiß auf die Stirn, insbesondere, wenn sie während einer langen Fahrt in der vollen U-Bahn erfolgt. Nachdem ich meinen äußerst bescheidenen Witzefundus ausgeschöpft hatte (genau, den mit der Tomate, die überfahren wird), bettelte das Kind vor einigen Wochen in der U1, mir möge jetzt auf der Stelle bitte, bitte noch ein Witz einfallen. Das Kind und die uns umgebenden Fahrgäste hörten aufmerksam zu, als ich nervös einige Scherze von einer eilig am Handy aufgerufenen einschlägigen Website vorlas. Leider sagten diese dem Kind gar nicht zu, schließlich schaltete sich ein Fahrgast ein: „Wie heißt ein Reh mit Vornamen?“ Die Antwort („Kartoffelpü“) gefiel dem Kind wiederum sehr gut, vielen Dank dafür.

Ab und zu kommt das Kind mit einem neuen und zugleich unsagbar alten Witz aus der Schule heim. Was ist flüssiger als Wasser? Genau, Hausübungen. Die sind überflüssig, hahaha. Weil das Repertoire in der U8-Altersgruppe noch ziemlich beschränkt ist, wird das vorhandene Witzematerial einfach wieder und wieder erzählt. Und das, obwohl das Kind schon eine wahnsinnig wichtige Erkenntnis ereilt hat: „Irgendwie“, meinte es neulich, „sind Witze beim ersten Mal am lustigsten“. Völlig richtig. Kennen Sie übrigens schon den Sekundenwitz? Genau, ist schon aus.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2017)

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