Mit dem Festnetztelefon war alles irgendwie noch lustiger

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„Evangelischer Hundefriedhof, Pater Müller“ und weitere Erinnerungen an längst vergangene Zeiten.

Es war einmal eine Zeit, in der man stundenlang daheim saß und hoffnungsvoll auf das Telefon starrte. Auf einen Anruf warten kann man zwar heute immer noch, aber erstens kann man dabei auch spazieren gehen und zweitens lässt sich die Wartezeit auch noch mit SMS (verwendet das eigentlich noch jemand?), WhatsApp und sonstigen Diensten überbrücken. Sie ahnen schon, jetzt kommt eine „Komm Opa, erzähl uns von früher“-Litanei. Also gut, gehen wir es an. Unter Festnetztelefonierern galt der Anruf bei Mitschülerinnen ja einst als Mutprobe. Immerhin wusste man nie, wer abheben würde. Hach, wie knechtend war das Stammeln zu einem Elternteil, dass man gern mit der Tochter sprechen würde. Wie großartig verlief später mancher Dialog beim Anruf in einer Studenten-WG: „Hallo, bist du es?“ „Ja, ich bin schon ich, aber nicht die, die du suchst.“ Immerhin, in Momenten wie diesen konnte man sich am Spiralkabel festhalten, sich darin festkrallen – versuchen Sie das einmal beim Handy.

Auch als Angerufener war da diese Spannung. Rufnummernerkennung war damals noch Science-Fiction, es konnte also der Schulfreund sein – oder ein geschäftlicher Anrufer für die Eltern. „Hier ich, wer dort?“ kam also nicht immer gut an, so wie auch „Evangelischer Hundefriedhof, Pater Müller“ keine zulässige Form des Meldens war. Dann waren da noch die verschiedenen Denkschulen, ob man sich mit Ja oder Hallo melden durfte oder man den Familiennamen sagen musste. Und, erinnert sich noch jemand daran, früher kostete Telefonieren wirklich Geld. „Erzähl ganz schnell, Ferngespräche sind ja so teuer“, hieß es da gelegentlich. Aber jetzt, liebe handyaffine Generation, reicht es. Denn wenn ich jetzt noch anfange, von Vierteltelefonen zu erzählen, glaubt das heute sowieso keiner mehr.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2018)

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