Citroën DS5: Der Poltergeist der Vergangenheit

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Citroën DS5 hat einen ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung. Ein Auto abseits der Norm und in gewisser Weise auch nicht komplett regelkonform.

Er lief und lief und lief. 150.000 Kilometer ohne Pannen und Probleme. Der Citroën BX, den der Verfasser dieser Zeilen einmal sein Eigen nannte, war ein Ausbund an Zuverlässigkeit. Vielleicht war der Wagen aber auch nur die berühmte Ausnahme, welche die Regel bestätigt. In den 90er-Jahren legte Citroën doch eher eine legere Haltung beim Thema Qualität an den Tag. Dieser Makel wirft bei der Wahrnehmung der Marke immer noch seine Schatten.

In der Zwischenzeit haben die Franzosen einige Fortschritte gemacht. Bereits in der Brot-und-Butter-Liga leistet sich Citroën mit der C-Reihe in puncto Verarbeitung grundsätzlich keine Fehler mehr. Mit der DS-Linie wollen die Franzosen nun Premium-Luft schnuppern. Und der DS5 ist die Ansage mit dem bisher größten Selbstbewusstsein, eine im wahrsten Sinne des Wortes schräge Kreation. Ein Fahrzeug, das keine Langeweile aufkommen lässt. Der viereinhalb Meter lange Fünftürer passt in kein gängiges Schema. Eine Mittelklasse, die den Lifestyle in den Vordergrund rückt.

Die Designer konnten beim DS5 ihren Gestaltungsdrang nahezu ungebremst ausleben. Beispielsweise die Heckleuchten; verschlungen, verschachtelt, verschwenderisch geformt. Selbst den kunstfertigsten Glasbläsern aus Murano würde da die Luft wegbleiben. Mit ausgeprägter Formgebung im Blech und Zierelementen übersät Citroën den DS5 mit optischen Effekten. Ein Design, das polarisiert. Die Reaktionen der Mitfahrer waren strikt in zwei Lager geteilt: Hübsch und hübsch hässlich. Graubereiche sind bei der Extraportion Extravaganz ausgeschlossen.

Einhelligen Anklang fand der kultivierte Vierzylinder-Diesel. Mit seinen 163 PS hat er ordentlich Kondition für eine dynamische Gangart. Der DS5 lässt grundsätzlich mit munterer Fahraktivität aufhorchen. Die 6-Gang-Automatik nimmt ihm jedoch etwas an Spritzigkeit. Komfort ist Trumpf. Ambitionierte Genussfahrer greifen eher zur Handschaltung. Dann könnte man vielleicht auch noch den Verbrauch von bereits guten siebeneinhalb Litern weiter senken.

Dass das Praktische beim DS5 zeitweise auf der Strecke geblieben ist, daran könnte man sich ja mit der Zeit noch gewöhnen. Rundumsicht, Kopffreiheit auf der Rückbank und Ablagen sind eher Mangelware. Der Kofferraum lässt sich von außen nur mit dem Schlüssel öffnen, bei umgeklappten Sitzen bleibt eine Kante im Laderaum. Dauerhafte Rätsel gab jedoch vor allem das Fahrwerk auf. Es polterte schlichtweg, das hatte nichts mehr mit sportlicher Härte zu tun. Mit dem DS5 weicht man lieber jedem Kanaldeckel aus.

Citroëns der Vergangenheit waren filigrane, dünnwandige Kisten. Der DS5 tritt hingegen äußerst satt, massiv und solide auf. Kunststoffe und Leder hinterlassen einen edlen Eindruck. Diverse Nebengeräusche jedoch nicht. Es knirscht und knarrt ab und an während der Fahrt im Gebälk. Das will man bei einem 42.492 Euro teuren Auto nicht hören. Diesen Geist der Vergangenheit ist man bei Citroën nicht mehr gewohnt. Vielleicht war das Testauto aber wieder nur eine der bereits erwähnten Ausnahmen.

Auf einen Blick

Citroën DS5 HDI 165

L/B/H: 4530/1871/1504 mm; Radstand: 2727 mm; Eigengewicht: 1629 kg, Kofferraum: 468 - 1288 l.

Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, 1997 ccm, 163 PS, 340 Nm bei 2000 U/min, 0 - 100 km/h: 10,1 sec., Vmax: 212 km/h; 6-Gang-Automatik, Testverbrauch: 7,5 l.
Ausstattung „So chic“ (Leder, Einparkhilfe, Rückfahrkamera, Glasdächer) plus Navigationssystem.
Preis des Testwagens: 42.492 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2012)

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