Japan gegen Bayern: Ganz groß auf kleinen Rädern

Japan gegen Bayern Ganz
Japan gegen Bayern Ganz(c) FABRY Clemens
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Großroller sind der neue Trend am Zweiradsektor. Nun ist auch BMW mit dem C600 eingestiegen, Honda hält mit dem günstigen und technisch ausgefeilten Integra dagegen. Wo liegen die Unterschiede der beiden Premiumroller?

Sie sollen die Vorzüge eines Motorrades mit denen eines Rollers verbinden, die Wendigkeit in der City und genug Kraft zum Überholen am Land. Sogenannte Großroller sind vor allem bei unseren südlichen Nachbarn der Hit – in Städten wie Paris oder Mailand ist der Bestand bis zu 20 Mal höher als in Wien. Kein Wunder, dass man sich auch bei BMW entschlossen hat, ein derartiges Modell anzubieten. Honda ist schon länger auf dem Gebiet tätig, doch der Integra beschreitet überhaupt neue Wege.

Doppelte Kupplung

Der Integra teilt sich einen Motorradrahmen mit den Nicht-Rollern NC 700 S und X und hat ein Doppelkupplungsgetriebe anstelle der sonst üblichen Wandlerautomatik. Ähnlich wie beim DSG von VW handelt es sich um ein automatisiertes Schaltgetriebe.

Der Vorteil erschließt sich schon auf den ersten Metern. Der Integra beschleunigt besser und nimmt gefühlsmäßig wesentlich williger Gas an. Erst recht im Sportmodus. Bei Bedarf schaltet das Getriebe um bis zu drei Gänge zurück. Beim Gasgeben am Ausgang der Kurve kommt der höhere Gang perfekt nachgeschossen. Auf nasser Fahrbahn sollte man Vorsicht am Gasgriff walten lassen. Modus D (Drive) vermittelt das Gefühl einer herkömmlichen Roller-Automatik, fürs Gemütliche.

Der C600 von BMW lässt sich eine Gedenksekunde Zeit, bis er losspurtet, geht dann aber kräftig zur Sache. Kein Wunder, ist der in Korea gefertigte 650-cm-Zweizylinder mit satten 60 PS um acht Pferde stärker als der 670-cm-Honda-Twin. Dafür ist der BMW dank kleinerer 15-Zoll-Räder wesentlich wendiger, den 17-Zöllern des Honda merkt man die Motorradgene deutlich an. Er wirkt im direkten Vergleich etwas träger, sollte daher aber auf der Landstraße punkten können. Hier allerdings macht ihm das eher weich abgestimmte Fahrwerk etwas zu schaffen, mehrere Bodenwellen hintereinander bringen ihn leicht – nie aber gefährlich – aus der Ruhe. Der BMW-Roller zieht dagegen ungerührt seine Bahn bis zur Höchstgeschwindigkeit, die mit 180 km/h beachtenswert ist.

Der Honda macht bei etwa 165 Schluss, das reicht aber locker, um auf Autobahnen mithalten zu können. Bei Komfort und Ausstattung hat der BMW die Nase vorn. Freien Durchstieg gibt es bei beiden nicht, weil das die Rahmen und die aus Fahrwerksgründen weit nach vorne gesetzten Motoren verhindern, doch bequemer ist es am bayrischen Scooter. Auch der Windschutz ist dank einer verstellbaren Scheibe besser. Honda bietet optional Karosserieverbreiterungen im Beinbereich an. Genial das Staufach des BMW C600: Es lässt sich im Stand ausklappen und kann so zwei Vollvisierhelme beherbergen. Beim Honda passt nur ein kleiner Jethelm ins Fach, auch hier mussten Kompromisse wegen der baugleichen Motorräder geschlossen werden.

Dafür punktet Honda im Preis. Mit 9690 Euro ist er um 1810 Euro günstiger als der BMW C600 Sport. Der komfortablere GT kostet nochmals 350 Euro mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2012)

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