Ein Peugeot als doppelter Hybrid:SUV und Kombi, Diesel und Elektro

Peugeot doppelter HybridSUV Kombi
Peugeot doppelter HybridSUV Kombi(c) Fabry
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Der Peugeot 508RXH ist in vielerlei Hinsicht ein gelungenes Auto. Allerdings mit einem Haken. So wirklich sparsam gab sich der Hybridantrieb im Test nicht.

„Hybrid“ bedeutet gemischt, gekreuzt. Der Peugeot 508RXH ist das gleich in zweierlei Hinsicht. Einerseits, weil in ihm zwei verschiedene Antriebsarten kombiniert arbeiten, ein Dieselmotor mit 163PS, der die Vorderräder antreibt, und ein Elektromotor im Heck mit 37PS. Andererseits, weil der 508RXH eine Mischung aus SUV und Kombi ist. Bei dem stattlichen, aber nicht protzigen Auto stechen die LED-Tagfahrleuchten ins Auge, die an Raubtierkrallen erinnern. Sie ziehen die Aufmerksamkeit auf sich wie kein anderes Designelement an dem Wagen.

Die SUV-Kombi-Mischung zeigt sich auch im Inneren. Man sitzt angenehm hoch wie in einem SUV, der Innenraum ist voluminös. Der Kofferaum jedoch gerade groß genug (400Liter), immerhin befinden sich darunter Elektromotor und Akkus. Bei umgeklappten Rückenlehnen kommt man auf 1360Liter Stauraum, praktischerweise lässt sich die Abdeckung des Kofferraums leicht entfernen, und man erhält die große Durchladefläche eines Kombis.

Vorn begegnen uns Klavierlack und silberne Einlagen. Die Ledersitze mit Sitzheizung sind fein verarbeitet, auch die Farbabstimmung ist eine Freude. Der Innenraum ist so gut abgedichtet, dass das eigene Hupen klingt, als käme es von einem anderen Auto. Ein wenig Oberklasse-Feeling weht durchs Cockpit. Die Sitze mit Sofakomfort und gleichzeitig gutem Halt werden serienmäßig elektrisch justiert. Die Sitzfläche der Vordersitze kann verlängert werden: eine angenehme Auflage für die Oberschenkel. Manko in der Praxis: fehlende Ablagen. Es gibt lediglich Minimalausstattung: eine Ablage in jeder Türe, eine schwer erreichbare zwischen den Sitzen, zwei ausfahrbare Becherhalter, das Handschuhfach, das war's.

Den Konstrukteuren kann man dafür eine gewisse Liebe zu Knöpferln nicht absprechen. Diese machen sich auf der gesamten Mittelkonsole breit, da bleibt kein Platz für Ablagen. Durch die vielen Bedienelemente lässt auch die Übersicht zu wünschen übrig. Wäre die Steuerung für Klimaanlage und Multimediacenter über das Menü eines Touchscreens möglich, wäre für Ablagen noch Platz geblieben.

Beim Starten des RXH braucht man ein wenig Geduld, bis alle Systeme hochfahren. Schaltet man zu schnell auf Drive bzw. in diesem Fall auf A, mahnt das Display im Armaturenbrett, den ganzen Vorgang noch einmal zu beginnen. Wenn dann die elektronische Parkbremse die Räder freigibt, setzt sich der 1835kg schwere Wagen dank Elektroantrieb fast geräuschlos in Bewegung. Den Rest erledigt das automatisierte Getriebe in verschiedenen Fahrprogrammen.

Der Elektromotor ist der Joker in dem Auto. Er sorgt für Vortrieb im Elektromodus, macht den RXH im 4WD-Modus zum behelfsmäßigen Allradler, indem er die Hinterräder antreibt, und hilft im Sportmodus bei der Beschleunigung. Die 8,8 Sekunden auf 100km/h sind beachtlich, bedenkt man das hohe Gewicht des RXH. Das höchste Drehmoment liegt bei 450Nm.

Beim Schalten überdeckt der Elektromotor die Schubunterbrechungen zwischen den Gängen, indem er kurz den Vortrieb übernimmt. Wer braucht da noch ein DSG? Lediglich bei voller Beschleunigung kommt der E-Motor nicht mit, die Passagiere nicken beim Gangwechsel mit dem Kopf. Die Reichweite des E-Motors wird mit etwa vier Kilometer angegeben, doch Langstrecken im Batteriemodus sind wohl nicht die Idee hinter dem Antriebskonzept. Vielmehr hilft der E-Motor im Stop-and-go-Verkehr, Energie zu sparen. Man rollt leise und gemütlich dahin, Bremsen kann man sich oft sparen, weil die Rekuperation an den Hinterrädern das im Normalfall übernimmt.

Den angegebenen Verbrauch von 4,1l/100km (CO2: 107g/km) übertraf der Peugeot in der Praxis deutlich. In der Stadt kamen wir auf gut acht Liter, wohl auch, weil die Messung bei Minusgraden stattfand. Da haben Akkus so ihre Probleme. Das in der Handhabung ausgefeilte Antriebskonzept ist in Sachen Sparsamkeit noch ein wenig vom Ziel des Herstellers entfernt. Dennoch: Wer das etwas Komplizierte nicht scheut, für den ist der von Grund auf schon gut ausgestattete 508RXH um mindestens 44.440 Euro eine interessante Investition.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2013)

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