Gleiten statt hetzen im kleinsten Lexus

Gleiten statt hetzen kleinsten
Gleiten statt hetzen kleinsten(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wie tut sich das Hybridkonzept auf der Langstrecke? Im Verbrauch schlägt sich der Lexus CT200 h tapfer. Die Akkus sind aber Platzräuber. Ein Fahrbericht.

Als der kleinste Lexus die Bühne betrat, war die Fachwelt überrascht. Immerhin sollte es gegen Konkurrenten wie Audi A3, Einser-BMW oder Mercedes-A-Klasse gehen. Nun sind im Dauertest etwa 13.000 Kilometer abgespult – und wir haben festgestellt, dass der Toyota-Abkömmling durchaus in diese Riege passt. Auch wenn er so ganz anders ist.

Etwa mit dem Antrieb: als Vollhybrid kann er auch rein elektrisch fahren, wenngleich nur bis 45km/h. Als kommender Plug-in wird er wie sein Konzernbruder Prius bis zu 35km und 80km/h erreichen – wenn er zwischendurch angesteckt wird.

Übung am Gaspedal

Das derzeitige Modell ist auf Aufladung durch den knapp 100 PS starken Benziner angewiesen, die Gesamtleistung beträgt 136PS. Der Wechsel zwischen Benzin- und Elektroantrieb ist fast unmerkbar, man muss schon den Bildschirm im Verbrauchsmodus beobachten. Womit wir beim Thema wären.

Mit etwas über fünf Litern in der Stadt und 6,5 Litern über Land ist der CT200h zwar kein Verbrauchswunder, aber allemal respektabel unterwegs. Zumal als Nichtdiesel, ohne dessen Schattenseiten wie Geräusch und Schadstoffemissionen. Allerdings erfordert es Übung im Umgang mit dem Gaspedal, um den Elektromotor so lange wie möglich allein werken zu lassen. Interessanterweise haben das die Damen des Testteams sofort herausgefunden und die niedrigsten Werte erzielt, ohne den Verkehr dabei zu behindern. Anders verhält es sich Überland. Durch die stufenlose CTV-Automatik wirkt der Motor schnell angestrengt, obwohl er es eigentlich nicht ist.

Gegenüber dem Prius ist man dank einer wesentlich besseren Dämmung akustisch aber ungleich besser abgeschottet. Nicht nur die Dämmung, auch die restliche Ausstattung ist ausgezeichnet. Sitze, die 800 Kilometer am Stück zulassen, gehören ebenso dazu wie ein kleines, griffiges Lenkrad und eine Verarbeitung, die ihresgleichen sucht. Nur das (optionale) Toyota-Navi erfordert Eingewöhnung bei der Bedienung. Zu viert ist man auch auf längeren Reisen gut untergebracht, nur der Kofferraum, unter dem die Batterien sitzen, ist schlicht zu klein.

Beim Fahrwerk hat man sich viel Mühe gegeben. Allerdings ist es eine Spur zu hart, das passt nicht zum Gesamteindruck. Dafür lässt sich der kleine Lexus recht sportlich bewegen, hierfür gibt es auch einen Sportmodus für Motor und Fahrwerksabstimmung. Das „Ecometer“ in den Armaturen mutiert dann zum Drehzahlmesser, und die Instrumente sind rot statt blau unterlegt. Die Gasannahme und die Lenkung sind direkter, der Motor dreht wesentlich schneller hoch.

Allerdings kostet der Spaß auch gleich einmal zwei Liter mehr Sprit, wenn das Auto konsequent auf diesem Level bewegt wird. Im Alltagsbetrieb und in der Stadt gewöhnt man sich eine derartige Fahrweise schnell ab, Gleiten liegt dem Lexus mehr.

Bleibt unter dem Strich: Der CT200h wird seinem Anspruch gerecht, allerdings auf seine eigene Weise. Wer ein ruhiges, unauffälliges Outfit, eine gediegene Verarbeitung und absolut zuverlässige Spitzentechnik liebt, dem sei dieses Auto ans Herz gelegt. Allerdings erhebt es auch noch in einer anderen Sparte einen gehobenen Anspruch – beim Preis. Immerhin sind mindestens 28.000 Euro anzulegen; soll es etwas mehr sein, wie Leder, eine Alarmanlage oder Keyless, dann sind schnell einmal deutlich über vierzig Tausender fällig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2013)

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