VW: Mit Verlust ist zu rechnen

Hiebner
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Fahrbericht. Der VW Phaeton bekam ein Update. Straßenfeger wird er trotzdem keiner mehr.

Man könnte an der Ungerechtigkeit schon verzweifeln: Der Phaeton ist wahrhafte, echte, gute Ober- bis Luxusklasse und trotzdem zum Eckenstehen verurteilt. Das USA-Geschäft – der wichtigste Markt überhaupt – wurde 2006 eingestellt, ein grandioses Scheitern. Die eigentlich geplanten 20.000 Stück, die VW im Jahr verkaufen wollte, haben sich in der Realität auf rund ein Viertel davon eingependelt. In der gläsernen Fabrik in Dresden werden mittlerweile auch Bentleys gebaut, um die Auslastung zu verbessern. Im Frühjahr wurde bekannt, dass VW deutschen Händlern bis zu 3000 Euro „Eroberungsprämie“ zahlt, wenn sie es schaffen, einen Phaeton an den Mann zu bringen. Und laut „Spiegel“ ist der Phaeton auch noch der größte „Wertvernichter“: Im Schnitt betrage der Wertverlust eines Oberklasseautos in den ­ersten zwei Jahren 43,4 Prozent. Beim Phaeton sollen es 50,8 Prozent sein. Von einem fünfstelligen Verlust pro gebautem Phaeton ist die Rede.

Man hat es Ferdinand Piëch, dessen Baby dieses Auto ist, schon damals prophezeit: Oberklassekunden sind prestigeorientiert. 100.000 Euro für ein Auto mit VW-Logo, das noch dazu aussieht wie ein Passat, das spießt sich. Und so ist es dann auch gekommen.
Mithin verwundert es nicht, dass unser Testauto von Passanten immer wieder gemustert wird wie ein eben auf den Markt gekommener Exote (den Phaeton gibt es seit 2002).

Etwas frischen Schwung, auch in die Verkaufszahlen, hat das Update des Modells gebracht. ­Äußerlich ist wenig passiert: neue Bi-Xenon-Scheinwerfer, Chromleisten, ein cooles LED-Tagfahrlicht. Aufgefettet wurde der V6-Commonrail-TDI, der jetzt 233 PS leistet und schon der Euro5-Norm entspricht. Der ideale Antrieb: Akustisch perfekt gedämpft, stark, massiv, leichtfüßig, elastisch. Ein anderer Motor ist im Prinzip nicht notwendig. Nicht zuletzt, weil
damit auch Reichweiten bis zu 1000 Kilometer möglich sind (Langstrecke, defensiv gefahren).

Mehr Vielfalt hingegen bei den inneren Werterneuerungen, die allerdings aufpreispflichtig sind, was beim Phaeton, Sie werden es gleich sehen, durchaus ins Gewicht fallen mag. Da wären die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und Kurvenfahrlicht (691 Euro), an das man sich sehr schnell gewöhnt.

Beweglicher Grundpreis

Erstmals im Phaeton verfügbar ist nun der Tempomat mit automatischer Distanzregelung bis zum Stillstand und automatischer Anhaltewegverkürzung (3423 Euro), der Spurwechselassistent Side Assist, bei dem Lichter in den ­Außenspiegeln vor Autos im toten Winkel warnen (659 Euro) und ein neues Navi-DVD-System mit an die Verkehrslage angepasster Zielführung (3690 Euro). Wenn man noch Ledersitze mit Komfortfunktionen vorne (3872 plus 3721 Euro) und ein paar andere Kleinigkeiten dazunimmt, schnellt der Grundpreis von 71.150 Euro leichterhand auf einiges über 100.000 hinauf. Das dabei entstehende Auto ist nicht schlechter als die Konkurrenz aus Bayern und Schwaben, aber auch nicht besser. Und das ist das Problem.

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