Premium-Bettenmeer im kubanischen „Königsgarten“

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Trotz Besucherrekorden möchte Kuba den Tourismus, wichtigste Devisenquelle, weiter ankurbeln. Vor allem auf den Inseln vor der Nordküste.

Havanna/G. beck. Als Diego Velázquez, der erste Gouverneur von Kuba, 1514 die Inseln entdeckte, nannte er sie ob ihrer Schönheit „Königsgärten“. Und auch Hemingway beschrieb das Puzzle aus feinen Sandstränden, türkisfarbenen Lagunen und Mangrovendickicht in „Inseln im Sturm“ schöner als jede Touristenbroschüre. Heute verbindet eine 48 Kilometer lange Dammstraße die zur jüngsten Urlaubsdestination Kubas ausgebaute Koralleninsel Cayo Santa Maria im Westen des Archipels mit dem Festland. Seit 2001 entstanden an den elf Kilometer langen Traumstränden neun Hotelanlagen mit 5682 Zimmern der gehobenen Preisklasse, zwei weitere Fünf-Sterne-Häuser sollen 2013 eröffnet werden.

Tourismusminister Manuel Marrero Cruz erklärte auf Kubas internationaler Tourismusmesse FITCuba, dass in den ersten Monaten des Jahres 2012 bis April 1.240.784 Touristen die Insel besucht hätten – ein neuer Rekord im Vergleichszeitraum. Für das gesamte Jahr 2012 rechnet die Regierung mit einem weiteren Rekordergebnis von 2,9 Millionen Gästen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Wirtschaftszweig Tourismus wiederbelebt. Der Bau hunderter Hotels wurde auf dem Parteitag 1991 von Fidel Castro mit der Notwendigkeit, Devisen zu erwirtschaften, gerechtfertigt. Heute ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle für Devisen. Mit dem Bau neuer Premiumhotels, von Jachthäfen und Golfplätzen soll auch eine zahlungskräftige Klientel auf die Insel gelockt werden – nicht zuletzt aus den USA, seit Präsident Obama 2011 die Reisebestimmungen für Kuba gelockert hat. Trotz der anhaltenden Wirtschaftsblockade können US-Bürger Kuba nun ohne Umweg über ein Drittland besuchen – unter dem Dach ausgewählter US-Reiseveranstalter und in sehr begrenztem Rahmen zumeist in Form einer Bildungsreise.

Vor allem die Inseln der Jardines del Rey vor der Nordküste sollen sich zum ergiebigen Devisenbringer mausern. Der staatliche Entwicklungsplan für die Region sieht 45.000 neue Hotelzimmer bis 2017 vor. Der Ausbau wird sich auf Cayo Santa María und Cayo Coco konzentrieren, dessen internationalen Flughafen hauptsächlich Kanadier für einen Wochenendtrip in wärmere Gefilde nutzen. Doch auch bis dato unberührte Inseln an der Nordküste wie Cayo Cruz oder Cayo Guajaba sollen für den Tourismus erschlossen werden.

Die Hotels selbst bleiben aber in Staatsbesitz, gemanagt werden sie aber von privaten Ketten. Bisher hat vor allem der spanische Barceló-Konzern die Tourismuslandschaft Kubas dominiert, doch in Zukunft ist mit einer Zunahme von Investitionen, insbesondere aus China und Brasilien, zu rechnen.

Nach wie vor ist es aber Kubas Strategie, vorzugsweise künstliche All-inclusive-Paradiese inmitten unberührter Natur zu schaffen, touristische Disneylands, die Erholung und Unterhaltung zu saftigen Preisen bieten und ihre Gäste von der Realität des Landes abschotten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2012)

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