Kalifornien: Fashion, Food und Easy-Going im Golden State

Fashion Food Easy Going
Fashion Food Easy Going(c) REUTERS (ROBERT GALBRAITH)
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Kalifornien kann richtig chillen. Küste, Kultur und archaische Kiefern, Baden und Bodie, Shoppen, Show und Sierra. Die Devise: trendy Trails – auch abseits der Yellow Brick Road.

City-Lifestyle oder Mountain-Lodge, das ist die Frage. Der Protagonist: Sunny California. Der Holiday-Timetable: drei Wochen. Und als Kompromiss die prominente Route: am Pazifik entlang den Scenic Highway°1 von San Francisco nach San Diego hinunter, landeinwärts zwischen den Bergen den US°395 vom Death Valley zum Yosemite National Park wieder zurück.

„Die Kreativen ziehen nach Osten – Berkeley und die Gegend“, sagt Malcolm an der Ecke Powell und Post, während der Bus sich Zeit lässt. „San Francisco will das Manhattan der Westküste werden, da können viele Bewohner nicht mehr mithalten.“ Schick, die Stadt des Summer of Love der 60ies, Statusstadt fürs Silicon Valley der 90ies. Edle Marken sind ums Eck, wie der Flagship-Store von Lévi-Strauss, edle Tropfen im Napa Valley oder ein Geheimtipp fürs chillige Wochenende nur wenig nördlich: Bolinas. Apropos Berkeley: Das Chez-Panisse-Restaurant von Alice Waters, der Erfinderin der California Cousine, in Berkeley ist Kult. Der Name stammt aus einem Film von Marcel Pagnol. Der Verkäufer im Levi's-Flagship-Shore ist übrigens Style Consultant – man is(s)t nicht nur bei Google kreativ in der Bay Area.

Abends in Palo Alto, der Stanford-Stadt wenig südlich der ehemaligen Missionarsstation zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi, herrscht gschaftig-buntes Treiben in den vielen Lokalen an der University Street. Die schöne L'heure-bleu-Stimmung verstärkt das gemütliche Ambiente. Es sprudelt der Small Talk bei Yummy Mexican, Venetian Café und Frozen Yoghurt. Über das System-Update und die neue Nanny der Kinder tauscht mann und frau sich aus. Multikulti-Flair auf Niveau – intellektuell wie finanziell. Die Amis sind unter sich, Reisender (er-)lebt Lokalkolorit pur.

Es ist nicht weit ins Grüne, an den vielen Radfahrern vorbei in eine andere Welt, hinauf zu den Windy Hills mit Fernblick auf die Bay. Hinaus aus der Sonne, hinein in die Wolkenbank des Pazifik. Riesenbäume mit riesigen Zapfen. Und auf der Number nine weiter durch die Redwoods Richtung Santa Cruz. „Ped Xing“ – wtf bedeutet das?

Die Bay-Area spannt hier aus, schaltet ab. „Everybody hangs out“, sagt die sonnenblonde Cheryl, Infobroker in Downtown. „Hey, this is the Wild West! No tourists, no hoity-toity.“ Sandstrand, Surfbrett und ein Bier in Crows Nest. „Life is easy“, lächelt Cheryl hinter ihrer hübschen Sonnenbrille.

Zen-Center und San-Diego-Show

Meilen weiter wird es flacher in der Monterey Bay und voll in der Cannery Row. Die Kulturfans sind in das neue National-Steinbeck-Center in Salinas abgebogen, die Ästhetikfans staunen über die Farbspiele im Aquarium: Qualle trägt trendsicher rote Punkte auf sanftem Gelb, mit Schleier und in Zeitlupe. Wunderschön, gar mancher vergisst den obligaten iPhone-Klick und verfällt kurz in selige Trance vor der Beckenwand. Nebenbei gibt es Tipps zum Seafood auf dem Teller – „dining responsibility“.

Der Nachbarort Carmel, hipper Promi-Ort für Hollywood-Stars, lockt mit zypressengesäumtem Sandstrand und vielen kleinen Boutiquen. „Off the track“ geht man ins Esalen Institut, Big Sur – wo die heißen Quellen zum Baden direkt an den Klippen zum Pazifik liegen. Ein Wahnsinnsblick. Eintrittsqualifikation: Brainfood. Will heißen: einen Kurs besuchen, zu „deep change“ mit oft hellen Köpfen aus der ganzen Welt. New Age 3.0.

Und im Landesinneren ein weiterer Geheimtipp: das Zen-Mountain-Center in Tassajara Springs. Auch Steve Jobs kam zum Gründer Suzuki Shunryū. „Der Frieden liegt hier in der Luft“, sagt Carol mit Blick auf den nahen Himmel, Buttermilk Pancakes und Apricot-Chutney-Rice auf dem Teller. Wer es lebhafter mag, stoppt weiter südlich in Santa Barbara Downtown oder in der schönen „Mission“ oder shoppt sich durch die Camarillo Premium Outlets vor L.A. Bei dem Dollarkurs... Dann viel Stau in der Stadt der Engel, das Kodak Theatre heißt nicht mehr Kodak, sondern Dolby. Bei der VIP-Studiotour der Warner Brothers ist der Blick hinter die Kulissen von „The Mentalist“ ernüchternd, das Überfliegergefühl im Getty Museum dafür erhebend. Boomtown-Hektik, Glamour-Stadt. War das nicht... ? Aus der Serie... ?

Mexiko ist nicht weit, „local way of life“ gibt es wieder in La Jolla, hübsches Städtchen bei San Diego, Stadt der Cameron Diaz. Das Klima, ein Traum: tagsüber heiß mit Wind, nachts kühlt es ab. Die Kalifornier lieben „America's Finest City“, nicht nur in der Seaworld, wo die Showstar-Qualitäten des Tierreichs den Besucher stundenlang den Sonnenbrand übersehen lassen, sondern auch auf dem Mission Beach und im Gaslamp-District, wo das kulinarische Szeneleben boomt.

Die Bars füllen sich in der lauen Abendluft, auf dem Grill von „The Fishery“ zischt der Pacific Swordfish. Im charmanten La Jolla startet der abendliche Swim über die Bucht und im Panoramahit „Georges at the Cove“ stößt die Cocktailbar an ihre Grenzen.

Über Vegas ins Death Valley. Ein Clash für die Sinne. Die Temperatur steht bei 48 Grad Celsius. Wie aus einem Föhn schwappt die heiße Luft jedem entgegen, der das klimatisierte Auto verlässt. Absolute Stille. Nichts. Tooo hot. Farbenmeer in Sandtönen. Zabriskie Point blows the mind – wusste schon Antonioni in seinem Film. Wenig danach eine kleine Palmenoase, dann wieder grauer Stein, heller Sand, eine Bergstraße hinauf. Abwärts ins Owens Valley, zum Historic Scenic Highway 395.

Kalifornien
Kalifornien (C) DiePresse

Grannenkiefern und Goldgräber

Es wird wieder grün, neben der Straße windet sich ein Flüsschen. „Porcelaine Dolls and Vinyl“ stehen in einem Garten zum Verkauf, dann „Woodcarving“. Bäume sind das Stichwort – nach Big Pine biegt die Straße zum Ancient Bristlecone Pine Forest ab. Das Ziel des Reisebegehrens sind uralte Grannenkiefern (Pinus aristata) – auf 3000 Metern Höhe und bis zu 4000 Jahre alt sind die ältesten, die immer noch wachsen. „Home of Methuselah, the oldest living thing on earth.“ Der Sonnenuntergang, den die archaischen Zeitzeugen hier oben erleben, lässt sie glänzen, lässt beim Besucher Ehrfurcht für die Natur aufkommen. Wieder im Tal liegen links die Granden der Sierra Nevada, als es Richtung Norden weitergeht, der Mount Whitney ist schneebedeckt. Sattes Farbspiel vor blauem Himmel. Im Mono Lake, dem Natronsee, hat der Kalktuff bizarre Formen gebildet, das Ökosystem hat hier Ausnahmecharakter. Charakter hat auch das Städtchen, das in den Bergen völlig unvermittelt auftaucht: Bodie, die besterhaltene Geisterstadt der USA. Der Esstisch im Miller House ist gedeckt, als wäre das Haus eben erst verlassen worden. Wäre da nicht die zentimeterhohe Staubschicht. „65 Salons gab es in dieser Stadt im Nichts“, sagt Quincy, „während des Goldrausches in den 1870ern war sie die ruchloseste weit und breit.“

Traumhaft klar ist die Strecke über den Tioga-Pass durch den Yosemite National Park zurück nach Frisco, sie lässt die Augen glühen. Die Meadows sind in rosa Farbe getaucht, granitene Dome-Buckel warten auf schöne Touren. Das indianisch aufbereitete Flechtwerk im Souvenirshop kommt aus Afrika? Dafür ist das Burgerpapier oft aus Recyclingmaterial. Ach ja: „Ped Xing“ bedeutet Pedestrian Crossing. Welch Einblick in den Stars and Stripes Way of Life.

Where to stay in California

Hotel Triton
Schickes Boutique-Hotel aus der Joie-de-Vivre-Gruppe von Chip Konley, Autor von „Emotional Equations“. Bunte Récamière in der Lobby, Zitronengelb und Gold im Zimmer. 342 Grant Ave., San Francisco. hoteltriton.com

Red Victorian
Bed, Breakfast & Art. Ein Hippie-Klassiker im 1967-Summer-of-Love-Haight-Asbury-District. 18 individuell gestaltete Gästezimmer. 1665 Haight St., San Francisco. redvic.com

Costanoa Lodge
Schönes Eco-Adventure-Resort an der Küste des Highways 1 auf der Höhe von Pescadero, ein Hochgenuss für Naturliebhaber. 2001 Rossi Road at Hwy. 1. costanoa.com

Pelikan Inn
Romantisches Hotel am Highway 1 in Gehdistanz zum Muir-Strand und Wald. Im Stil des ländlich-englischen 16. Jahrhunderts. Beef Wellington und Shepherds Pie im Restaurant, Ales und Ports aus aller Welt im Pub. 10 Pacific Way, Muir Beach. pelicaninn.com

Mountain Home Inn
Bed & Breakfast mit traumhaftem Blick von den Hängen des Mount Tamalpais ins Mill Valley und auf die San Francisco Bay. In manchen Zimmern gibt es einen offenen Kamin und Jacuzzis. Ein Idyll. mtnhomeinn.com

The Ritz-Carlton Halfmoon Bay
Luxus an den Klippen. Traumhafte Spaziergänge zu unberührten Stränden und Golfplatz vor der Haustüre. Ocean Cuisine. ritzcarlton.com/en/Properties/HalfMoonBay/Default.htm

Dream Inn
Das Haus am Platz – direkt am Cowell's Beach von Santa Cruz. Schickes Land-Boutique-Hotel, elegantes Restaurant. jdvhotels.com

Post Ranch Inn
Luxus auf dem Hang, direkt an den Klippen zum Pazifischen Ozean von Big Sur. Offener Kamin im Zimmer, Spa und Restaurant im Haus, schöne Spaziergänge vor der Türe. postranchinn.com/

Mission Ranch Carmel
Von Clint Eastwood renoviert und zu einem schicken Resort mit 31 Zimmern ausgebaut. Schöner Blick auf den Pazifischen Ozean. Pianobar im Restaurant, Tennis auf dem Platz. 26270 Dolores Street.http://missionranchcarmel.com

The Georgian Hotel
Das Haus an der Santa Monica Coast konserviert den Glitzer und Glamour des alten Hollywoods – ein „Epicenter of Vintage Glamour“. 1415 Ocean Ave., Santa Monica. georgianhotel.com

Lecker essen – California Eateries

Fringale
French Bistro in der Soma-Gegend. Gallische Küche mit baskischem Touch, zum Beispiel die Spicy Monterey Calamari „à la plancha“.

570 Fourth Street, San Francisco, fringalesf.com

The French Laundry
Was ganz Exquisites? „Am Ende geht es bei einer großartigen Mahlzeit nicht um das Essen oder den Wein. Es geht um ein emotionales Erlebnis.“ Zur Auswahl stehen zwei neungängige Menüs. Nördlich von Napa, Reservierungen unter: frenchlaundry.com

Greens Restaurant
Eine Kathedrale der vegetarischen Zen-Küche, direkt am Wasser mit Blick auf die Golden Gate Bridge. Bio-Food aus der Green-Gulch-Farm des San-Francisco-Zen-Centers. Chef Annie Somerville kocht damit Mediterranean-, Mexican- oder American-Southwest-Küche. Die Zen-Küche ist die Philosophin unter den Küchen, gutes Essen soll die Sinne erfreuen und die Seele nähren. Man nehme Zutaten der Saison und Region, bereite sie frisch zu, sodass alle sechs Geschmacksrichtungen wie auch Sinne befriedigt werden. Tofu nehme man für den Umami-Geschmack, er muss die Krönung des lukullischen Abganges sein. Die fünf Farben kommen aus der aktuellen Jahreszeit. Um das Wohlbefinden abzurunden, ergänze man Kräuterwerk und Gewürzperlen. Sei es Basilikum und Galgant, Mirin, Shoyu oder Kombu-Algen. Eiskalt ist tabu, Milchprodukte sind es auch oft. Was stimmen muss, ist die Balance der Farben, Geschmäcker und Kontraste der Konsistenz. Über einem Teller mit Tortilla, gefüllt mit Kürbis, Kürbisblüten, Asagio, Serrano-Chilis und Koriander, serviert mit Avocado, Salsa Rosa und Rettich-Salat, schweift der Blick über die Marina. 5Marina Blvd., San Francisco Marina.
greensrestaurant.com

Michael Mina
In Ägypten geboren, „Restaurateur“ mit 18, Concept-Restaurants in den USA, Autor einiger Kochbücher. Japanische Zutaten und französische Inspirationen im San-Fran-Financial-District. 252 California St., San Francisco. http://michaelmina.net/restaurants/locations/mmsf.php

Palo Alto Creamery
Rote 50ies-Lederbänke, Jukebox, leckere Burger, Pommes und Shakes, Blueberry-Pie. Ein höchst sympathisches Vintage-Erlebnis. 566 Emerson Street, Palo Alto. paloaltocreamery.com

Reposado
Mexikanische Küche mit kreativer Raffinesse, lebhaftes Ambiente. Bar und Restaurant. Großartiges Carne à la Parilla, süß-feine Taquitos de Almendra. 236 Hamilton Ave., Palo Alto. http://reposadorestaurant.com

Oswald
Traditionell-amerikanisches Fine Dining in entspannter Atmosphäre, unprätentiös. Gute Burger. 121 Soquel Ave., Santa Cruz. http://oswaldrestaurant.com

The Neponthe
Ein Panoramaklassiker am Highway 1, Blick von oben auf den Pazifik, Big Sur. nepenthebigsur.com

Rocky Point Restaurant
Ebenfalls am Highway 1 und südlich von Carmel, Terrasse am Meer, mit Glück Blick auf Wale, Seeotter und Pelikane. 36700 Highway 1, Monterey. rockypointrestaurant.com

Joans on Third
Gourmet-Marketplace für „lunchtime craziness“, Hollywoods Mekka für die Jungen, Schönen und Berühmten. 8350 W 3rd St., Los Angeles. joansonthird.com

Dantanas
George Clooneys Lieblingsitaliener in L.A. Rot-weiße Karo-Tischtücher, kuschelig dunkel. 9071 Santa Monica Blvd., West Hollywood, L.A.
dantanasrestaurant.com

M Cafe
Wo Madonna hingeht. Vegan-Japanisch-American-Fusion. 7119 Melrose Ave., West Hollywood. mcafedechaya.com

The Ivy
Nouvelle American Cousine, floraler Country-Cottage-Stil, Lunch-Hangout für Hollywood-Stars und Mogule. Berühmt sind die Crabcakes. 113 N Robertson Blvd., Beverly Hills.
theivyrestaurants.com

Pace Restaurant
Bio-Olivenöl aus der Toskana, Picknick-Packs und guter Wein: sustainable – organic – biodynamic. Liegt im Herzen des Laurel Canyon in den Hollywood Hills. 2100 Laurel Canyon Blvd., Hollywood Hills. http://peaceinthecanyon.com

Roppongi
Restaurant und Sushi-Bar, Organic Food, Feng-Shui stand Pate. Local Chic, wenige Minuten zum Strand. 875 Prospect St., La Jolla bei San Diego. roppongiusa.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2013)

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