Die Region Ribera del Duero hat sich veredelt: Wo früher Zuckerrüben angebaut wurden, wächst heute Wein. Auch Promis haben hier in Kellereien und Weingärten investiert.
Peñafiel. 180 Kilometer nordwestlich von Madrid, im Distrikt Ribera del Duero, dreht sich alles um Wein. Die Region, die seit dem Jahr 1982 über die geschützte Herkunftsbezeichnung (DOC) Ribera del Duero verfügt, hat sich in den letzten dreißig Jahren gravierend verändert – an die Stelle von Zuckerfabriken und Zuckerrübenanbau ist der Weinbau getreten. Mittlerweile macht Ribera del Duero der Weinregion Rioja massiv Konkurrenz.
„Rioja, das ist die Vergangenheit Spaniens, Ribera del Duero hingegen ist die Gegenwart und Zukunft“, sagt der Sommelier Miguel Angel Benito. Was nicht bedeute, dass er die Weine aus der Region Rioja für schlecht hält. Im Weinbau sei es ähnlich wie beim Fußball, auch da gebe es Klassenunterschiede. „Ribera del Duero ist wie der FC Barcelona, Rioja hingegen erinnert an Real Madrid“, sagt Miguel Angel Benito, der im Weinmuseum in der Burg Peñafiel tätig ist, dem einzigen Museum in Spanien, das mit einem eigenen Sommelier aufwarten kann.
Historische Zeugnisse belegen, dass der Weinbau am Duero schon vor den Römern betrieben wurde. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde die Weinkultur dann vor allem von den Klöstern verfeinert. Etwa von der Zisterzienserabtei Valbuena. Das altehrwürdige Kloster wurde während der Rückeroberung Spaniens von den Mauren erbaut. Im Mittelalter haben die Zisterzienser, deren Ursprung im französischen Burgund liegt, den Weinbau in verschiedenen Regionen Europas neu belebt. Um 1143 brachten sie eine Traubensorte in die Region, die noch heute die Basis der Rotweine in der Region Ribera del Duero bildet, die Rebsorte Tempranillo.
Architekten als Kellerdesigner
Längst zieht die Region Ribera del Duero auch Investoren an, die keinen agrarwirtschaftlichen Hintergrund haben. Bei Cepa 21, einer futuristisch anmutenden Weinkellerei bei Castrillo de Duero, ist Ex-Fußballstar Ronaldo ein Mitinvestor. Und sogar Hollywood-Größen sind dem Weinrausch am Duero erlegen. Der aus Malaga stammende Schauspieler Antonio Banderas ist seit 2009 Mitinhaber eines 235 Hektar umfassenden Weinguts: Es trägt den Namen Anta Banderas.
Ambition und Größenwahn trennt zuweilen nur ein schmaler Grat. Und so engagierten die Weinproduzenten in der Region Ribera del Duero in den letzten Jahren zunehmend Stararchitekten, die sonst Flughäfen, Wolkenkratzer und Prestigebauten wie die Kuppel des Berliner Reichstags gestalten. Ihre Aufgabe: In der Region um den Duero moderne Weinkellereien zu gestalten, denen der Sprung ins 21. Jahrhundert tatsächlich gelungen ist. Kein Geringerer als Norman Foster und sein Büro beispielsweise waren für die Gestaltung der Bodegas Portia verantwortlich. Das Weingut der Faustino-Gruppe liegt in der Nähe von Gurniel de Izán. Der Kostenvoranschlag für das Projekt, so die Weingutführerin Cristina Sierra Picón, lag bei 35 Millionen Euro, die tatsächlichen Baukosten waren wesentlich höher.
Norman Foster ist nicht der einzige Stararchitekt, der beim Aufbruch der Ribera del Duero ins 21. Jahrhundert mitgewirkt hat. Direkt unterhalb der altehrwürdigen Burg von Peñafiel findet sich die Kellerei des Weingutes Protos. Das 2007 komplett neu gestaltete Weingut wurde von Lord Richard Rogers entworfen. (Rainer Heubeck)
IM KELLER VERKOSTEN
Bodega Emina, Führungen auf Anfrage. San Bernardo, 47359 Valbuena de Duero, +34/902/43 01 70,
emina.es,
Bodegas Portia, täglich Führungen. Carretera N1, Km 170, 09370, Gumiel de Izán, +34/947/10 27 00, bodegasportia.com
info@bodegasportia.com,
Bodegas Protos, von Di bis So regelmäßig Führungen, 47300 Peñafiel, +34/983/87 80 11, bodegasprotos.com,
Übernachten: Hotel AF Pesquera, Neues Viersterne-Designhotel in Peñafiel. Calle de la Estación 1, +34/983/88 12 12, hotelpesquera.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2014)