Zu Hause, aber doch nicht daheim

Häusertausch. Urlaub mit Kindern als Herausforderung: Katharina Salas tauscht ihre Wohnung gegen ein Haus am Meer – für sie die entspannteste Art, Ferien zu machen.

Pauschalurlaub mit Kindern, das ist der absolute Frust“, sagt Katharina Salas. „Da fühlt man sich im Hotelzimmer eingesperrt und muss mit den eigenen Landsleuten den Urlaub verbringen. Das mache ich nie wieder.“ Die 40-Jährige hat für sich und ihre zwei Kinder die perfekte Art gefunden, Ferien zu machen: Sie tauscht ihre Wiener Wohnung jedes Jahr gegen ein Häuschen am Meer. Während sie, ihr Sohn und ihre Tochter im Vorjahr in Bretignolles-sur-Mer die Atlantikküste erkundeten, verbrachte ein französisches Pärchen seinen Urlaub zeitgleich in Wien. Persönlich getroffen haben sie sich nur bei der Schlüsselübergabe auf dem Flughafen.

„Wir haben ein kleines Ferienhäuschen gekriegt, das eher rudimentär ausgestattet war, uns aber alle Möglichkeiten geboten hat.“ Die Kinder wollten Abenteuer am Meer erleben. An der rauen Küste erforschten sie Dünen und verbrachten Tage mit dem Bau von Sandburgen. „Gerade mit Kindern kann man so ganz normal und entspannt woanders wohnen“, meint die freiberufliche Übersetzerin.

„Wir wollen wildes Meer“

Die Wienerin hat bereits viel Erfahrung mit dem Häusertausch: Mit ihren Eltern hat sie als Kind vier Mal die Sommer in einem fremden Haus verbracht. „Schlechte Erfahrungen haben wir nie gemacht.“ Italien, Spanien, Norwegen, Finnland – und die jeweiligen Familien bezogen das Haus der Eltern in Salas' Weinviertler Heimatdorf.

Wie finden sich die tauschwilligen Familien in ganz Europa? „Das geht ganz leicht über eine Agentur via Internet.“ Während früher alle Angebote in einem dicken Katalog gesammelt im Winter per Post kamen, man sich dann durch die Anzeigen wühlte, Briefe schrieb und endlos lang auf ein Retourschreiben wartete, läuft heute alles per Mausklick. Man gibt Länderwünsche und alle nötigen Daten an, sucht sich passende Angebote oder wartet, bis sich jemand meldet. „Wir haben sehr viele Angebote gekriegt. Es war das allererste, das wir dann genommen haben.“

In wenigen Wochen bricht Familie Salas auf Richtung Atlantik. „Wildes Meer“ wollten die Kinder. Einen „nicht touristischen Ort, wo man mehr von Land und Leuten mitbekommt“, wollte deren Mutter. Geworden ist es ein Haus in einem Dorf im spanischen Galicien. (zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Reise

Vom touristischen Reiz der „verbotenen“ Orte

Krisentourismus. Reisen in Konfliktregionen und Katastrophengebiete sind nicht unbedingt ein neues Phänomen. Doch heutzutage ist daraus ein Nischenmarkt entstanden – mit eigenen Touristikangeboten.
Schild der Passkontrolle auf einem Flughafen
Reise

Vier im Jeep auf der Flucht aus Beirut

Hilfe bei Notfällen. Von gestohlenen Pässen bis zur Hilfe bei politischen Unruhen: 476.000 Mal gerieten Österreicher im Jahr 2013 während eines Auslandsaufenthaltes in Schwierigkeiten.
Gleichstand zwischen Web und Reisebüro
Reise

Gleichstand zwischen Web und Reisebüro

Jüngere buchen lieber online als traditionell.
Reise

... damit der Urlaub kein Notfall wird

Praktische Tipps. Von Online-Registrierung bis Notfallkarte: Wie man sich vorbereitet.
Reise

„Alleinreisende machen unvernünftige Dinge“

Interview. Der deutsche Reiseschriftsteller Roger Willemsen im Gespräch über die Einsamkeit des Reisens, über die Angst vor Selbstmordattentätern, die ernüchternde Rückkehr in zerstörte Idylle und darüber, warum er Wien richtig mag.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.