Sommerreich: Kärnten

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Unsere Serie über die schönsten Urlaubsziele in Österreich macht in Kärnten Station. Wanderwege für Hungrige oder Radwege für Floß-Fahrer - es gibt eben mehr als nur Baden...

Kärnten ist zweifellos Österreichs abwechslungsreichstes Urlaubsland. Kärntner behaupten ja gerne: das schönste. Dem kann man nur schwer widersprechen. Zumal das Land seit einiger Zeit keineswegs nur mehr auf klassisches Badevergnügen setzt, sondern andere Themen und damit auch andere Landschaften ins Schaufenster stellt. In den letzten Jahren sind Klettersteige, Nordic Walking-Reviere und Bike-Routen für die Sportlicheren entstanden, für die Gemütlicheren hat man sich Verlockendes überlegt: von der Almwanderung mit Speik-Fußbad übers Goldwaschen in der Nationalparkregion Hohe Tauern bis zu spirituell anmutenden "Berg- und Seeberührungen" am Millstätter See.

Dass die Küche einiges zu bieten hat, liegt auf der Hand, weil sich im Dreiländereck Spezialitäten aus Friaul, Slowenien und Kärnten vermischen. Diese Mischung belebt auch das kulturelle Angebot, das von klassischen Konzerten beim Carinthischen Sommer bis hin zum zeitgenössischen Theater auf der Heunburg reicht. Den Bogen schließen Events, die in einem Atemzug mit Kärnten genannt werden: Ironman, Beach Volley Grand Slam, Harley-Treffen.

Mehr jausnen als wandern?


Wer sich in Kärnten zu Wasser und zu Land bewegen will, sollte sich die Kärnten-Card besorgen. Sie bietet Gratiseintritt oder stark ermäßigte Tarife bei mehr als 100 Ausflugszielen im Land. Eines dieser Zielen ist die Gerlitzen, die markante, glatzerte Kuppe hoch über dem Ossiacher See. Entlang einer rund sieben Wegstunden langen Route bieten ausgewählte Berghütten preisgünstige wie gschmackige "Kostalan", also typische Leckerbissen als Kostprobe an.
Der Weg beginnt bei der Klösterle-Hütten, die für ihre Spätzle mit selbst erzeugtem Schafkäse bekannt ist, und endet mit den berühmten Kärntner Kasnudln auf der Pöllingerhütte. Beim Neugartenstüberl rennen lebende Speisekarten herum: Kühe werben für Apfelstrudel, Jausenbrote, Knoblauchsuppe. Im Gerlitzen-Gipfelhaus wird man mit selbst gemachten Mehlspeisen für die Mühen des Wanderns belohnt. Und mit einem prächtigen Panoramablick: Türkis glitzert unten der Faaker See mit seiner Insel, da hinten liegt noch Schnee in den Karawanken, links schiebt sich der Wörthersee ins Bild. Drei Gutscheine für drei Kostalan: 13,50 €, www.region-villach.at, www.gerlitzen.com

Sieben Tage der Drau entlang


Kärnten entwickelt sich zusehends auch zum Radland. Das Aushängeschild ist eindeutig der Drauradweg. Er nimmt seinen Ausgang im Südtiroler Toblach und trifft in Oberdrauburg auf Kärntner Boden. Viele Kulturliebhaber zieht es Jahr für Jahr in den Ort mit dem historischen Zentrum und den zahlreichen umliegenden Burgen und Schlössern.
In Oberdrauburg beginnt aber auch die "Drau-Safari", eine Entdeckungsreise auf dem oberen Flusslauf, einer ökologisch wertvollen Flusslandschaft.

Leistungssportlich inkorrekt befährt der Freizeitradler diese historische Wasserstraße dann mit dem Floß, der Plätte oder einem Kanu. Fast so wie früher: Im 19. Jahrhundert hat die Plättenschifffahrt Lienz mit Oberdrauburg, Spittal an der Drau und Marburg verbunden. Die Plätte diente hauptsächlich der Personen-Beförderung. Man hat's also gemütlich. Wer hingegen die Drau sportlich bezwingen will, wählt besser das Kanu und erlebt in Zwei- bis Vier-Mann-Booten einen ganz naturbelassenen Flusslauf.

In Lavamünd endet die letzte Rad-Etappe auf Kärntner Boden, die abwechslungsreiche Strecke führt jedoch weiter bis Marburg in Slowenien. Für den insgesamt 366 Kilometer langen Radweg zwischen Toblach und Marburg sollte man je nach Kondition und Interesse vier bis sieben Tage einplanen. Wer schwindeln will, bitte: Der Radweg wird auf seiner ganzen Länge von der Tiroler bis zur slowenischen Grenze von Bahnlinien begleitet, sodass ein rasches Wechseln auf die Schiene bei vorzeitiger Erschöpfung jederzeit möglich ist. www.drauradweg.com

Kinderfreundlich mit fünf Bären


Die Familie ist eine der wichtigsten Zielgruppen im Kärntner Sommer. Im Laufe der Jahre haben sich zehn Schwerpunkte herauskristallisiert, die vom Großglockner im äußersten Westen bis zur Koralm an der steirischen Grenze reichen. Dreh- und Angelpunkt ist Europas erste Baby- und Familienregion Lieser-/Maltatal. In dieser Region gibt es speziell viele Betriebe und Einrichtungen, die auf dem Sektor Familienurlaub innovativ sind. Das Gebiet liegt zwischen zwei Nationalparks - Nockberge und Hohe Tauern - und fesselt die Kleinen mit einer Märchenwandermeile, dem Erlebnispark Fallbachtal in Malta oder einer Schatzsuche in der Donnerschlucht in der Innerkrems.
Im 1. Kärntner Erlebnispark am Pressegger See wagen Kinder mit fachkundigen Bergführern beim Schnupperklettern erste Trittkombinationen. Am Millstätter See wiederum sind spannende Aktivitäten für Kinder Teil des umfangreichen "WasserLeben"-Programms: kindergerechte Sennereiführungen zeigen authentisches Almleben, beim Jungfernsprung stechen Piraten in den schönen smaragdgrünen See, um einen geheimen Schatz zu bergen.


Heute leiden oft schon die Allerjüngsten an Allergien. Für sie bietet sich ein Aufenthalt am Katschberg an. Denn die Luft auf rund 1500 Metern Höhe gilt ab Juli als allergenfrei, Milben und Schimmelpilze haben in dieser Höhe keine Chance. Überdies stärkt ein längerer Aufenthalt im Mittelgebirge den Stoffwechsel und steigert die Anzahl der roten Blutkörperchen.


Wer für den Famlienurlaub eigentlich schon zu groß ist, aber doch noch mit den Eltern auf Urlaub fahren will beziehungsweise muss, ist im Nationalpark Hohe Tauern gerade richtig. Dort kann der ultracoole Nachwuchs ohne dass es für ihn urpeinlich wird, Abenteuer bestehen - nämlich beim Rafting, Canyoning und Schluchting. Wer's gemütlicher haben will, probiert sein Glück beim Goldwaschen.


Damit sich Eltern leichter orientieren können, wo sie ein Quartier mit besonderer Betreuung finden, hat man in Kärnten die Bären-Marke eingeführt. Die Klassifizierung erfolgt mit Hilfe von drei, vier oder fünf Bären, Gradmesser, wie viel Kinder-Service im jeweiligen Haus geboten wird. Eine Reihe von Kinderhotels bietet nette Betreuung für die kleinen Gäste schon vom siebenten Lebenstag an. Kärnten-Family-Betriebe müssen strenge Kriterien erfüllen und werden regelmäßig geprüft. www.kaernten-family.at

Lammrücken und frische Laxn


Bei kulturellen Entdeckungsreisen und Ausflugsfahrten, Radrunden und Weitwanderungen durch Kärnten sollten die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz kommen. In vielen Regionen steigen von Juni bis Anfang Oktober thematische Feste, bei denen sich unter Käse, Salami, Äpfeln, Lammsteaks oder Nudeln die Tische biegen. Nur ein paar Appetitanreger: Gailtaler Speckfest (7./8. 6.), Ritscherfest in Rosegg (14. 9.), Gulaschfest in Feldkirchen (5._7. 9.). Mittlerweile hat das Land auch einige "Genuss Regionen", etwa Jauntaler Bauernsalami, Mölltaler Glocknerlamm oder Lavanttaler Apfelmost. www.genusslandkaernten.at


Aber all das verkosten? Stellvertretend für die gastlichen Stätten des Landes sei hier ein halbes Dutzend besonderer Genusspunkte hervorgehoben. Der Landgasthof Plöschenberg liegt südlich von Klagenfurt und bietet von seiner großen Sonnenterrasse aus einen einzigartigen Blick auf die Karawanken. Hausherr Ralf Niemetz achtet darauf, dass die Speisen auf der Karte mit Produkten aus der eigenen Landwirtschaft zubereitet werden.


Der Kollerwirt nördlich der Landeshauptstadt liegt in unmittelbarer Nähe des Stiftes Tanzenberg, in dem unzählige Kärntner ihre Gymnasialjahre verbracht haben. Im mehr als 300 Jahre alten Gasthaus hoch über dem fruchtbaren Zollfeld bietet Monika Kaiser leichte, bodenständige Küche mit mediterranem Flair. Die Natur bestimmt die Speisekarte im Gasthof "Alte Point" in Arriach nördlich von Villach. Das bedeutet: Spargel im Frühjahr, Pilzgericht im Sommer, Wild im Herbst. Zu jedem Gericht weiß die Karte einen passenden Wein. Im Keller lagern mehr als 150 Tropfen tolle Jahrgänge.


Der im Ganzen gebratene Lammrücken im Rosmarinsaftl, die fangfrische Laxn (Kärntner Seeforelle) sind nur zwei der Gründe, warum der Gasthof Leitner in Greifenburg (oberes Drautal) so viele (in- und ausländische) Stammgäste hat. Für den familienfreundlichen Betrieb ist die Verwendung von saisonalen Produkten oberster Qualitäts-Grundsatz. www.ploeschenberg.at, www.kollerwirt.com, www.altepoint.at, www.spargelwirte.at

Kaltwasser, Warmwasser


Geht es um Kärntner Seen, fällt den meisten zuallererst der Wörthersee, dann vielleicht noch der Faaker See und der Klopeiner See ein. Der Weissensee hingegen, auf einer Höhe von rund 1000 Metern gelegen, macht höchstens im Winter Schlagzeilen, wenn tausende Holländer auf seinem zugefrorenen Spiegel ihre Eislauf-Runden drehen. Dabei wissen zumindest die Einheimischen, dass der Weissensee ein besonderer Ort ist, an dem man sich ausgesprochen wohl fühlt, wenn man nur einige Tage dort verbringt. Daher gibt es Klagenfurter oder Villacher, die ihre Urlaubstage trotz der Nähe von Wörther- und Ossiacher See im Hochtal des Weissensees verbringenund bestens erholt in den Alltag zurückkehren.


Am Weissensee ist vieles anderes als an den "normalen" Kärntner Seen. Die Leute sprechen einen Dialekt, der stark an das Tirolerische erinnert und sie sind längst nicht so redefreudig wie ihre Landsleute "unten in den Tälern". Außerdem ist das 22 Kilometer lange Ufer nahezu unverbaut, nur an der Westbucht stehen Häuser. Der See bietet zwei völlig gegensätzliche Teile: Der Westen gibt sich einladend, grüne Wiesen säumen das tiefblaue Wasser. Im fast unzugänglichen Osten fallen die Felswände steil ins Wasser ab, dunkle Wälder spiegeln sich in der Oberfläche des Sees.


Trotz seiner Höhenlage und des alpinen Umfelds eignet sich der Weissensee als Badesee. In warmen Sommern erreicht das Wasser Temperaturen von bis zu 21 Grad. Sein Gegenstück ist der Klopeiner See, der sich als Europas wärmster Badesee einen Namen gemacht hat. Bis zu 28 Grad Wärme erreicht das Wasser des Sees, der zu den kleineren Kärntner Badewannen gehört. Er ist rundum von Hotels gesäumt und erlebte in den 1980-er Jahren seine Hoch-Zeit, als in den Hotels und Pensionen rundum Sommer für Sommer mehr als eine Million Übernachtungen gezählt wurden.


Die Zeiten des Badebooms sind längst vorbei. Mittelmeerdestinationen oder die Fernstreckenziele zu Dumping-Preisen haben dem Klopeiner See den Rang abgelaufen. Deshalb bohrt man jetzt am Nordufer nach Thermalwasser, um der Region neue Attraktion zu verleihen: neue, andere Badegäste.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2008)

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