Auf Hochzeitsreise um die Welt

Als der Baer am Zelt anklopfte, Hochzeitsreise mit dem Rad
Als der Baer am Zelt anklopfte, Hochzeitsreise mit dem RadKlara und Florian Prüller
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Als frisch vermähltes Brautpaar kündigten Klara und Florian Prüller Wohnung und Jobs, um sich für ein Jahr auf Weltreise zu begeben – und das mit dem Fahrrad.

Den Traum, ein Jahr lang zu verreisen, und einen Heiratsantrag – mehr brauchten Klara und Florian Prüller nicht, um ihren lang gehegten Reisewunsch endlich umzusetzen. Und so machten sich die beiden kurz nach der Hochzeit auf ihrer Lieblingsalm im Mai 2012 auf, die Welt mit dem Rad zu entdecken. „Den idealen Zeitpunkt für eine längere Auszeit vom Alltag gibt es anscheinend nie. Entweder es mangelt am Geld oder an der Zeit – oder an beidem. Nach dem Heiratsantrag von Florian war es für uns beide klar: Einen besseren Anlass für verlängerte Flitterwochen gibt es nicht“, erzählt Klara Prinz-Prüller von den ersten Planungen. Erfahrung im Radreisen hatte das Brautpaar schon auf mehreren Urlauben – etwa auf der schwedischen Insel Gotland – gesammelt. Zwölf Monate später hatte das Paar dann 15 Länder und 21.500 Kilometer absolviert – und kam nach einem Jahr Abenteuer, Perspektivenwechsel, neuen Freunden aus aller Welt und viel Lebenserfahrung wieder zurück in die Heimat.


Acht Monate im Zelt. „Bis zur Hochzeit hatten wir keine Zeit, unsere Reise vorzubereiten,“ sagt die ausgebildete Pädagogin. „Ich schloss während dieser Zeit gerade ein berufsbegleitendes Studium ab. Nach der Hochzeit kündigten wir dann beide unsere Jobs und ließen unsere Wohnung auf. Es war eine verrückte Zeit: Ich bin nach der Arbeit noch heimgekommen, habe gelernt. Und Florian hat neben mir die Wände geweißelt, bis ich fertig war und auch mithalf.“ Ihr Hab und Gut verstauten sie an fünf verschiedenen Orten. Ausgerüstet mit ihren beiden Rädern und Gewand für jede Jahreszeit, hieß es im Juli dann Abschied nehmen: von Familie und Freunden, einem geregelten Leben und sicheren Jobs. Mit nur zwei Flugtickets in der Hand sollte das beste Jahr ihres Lebens beginnen.

Der erste Stopp war Island. Von Reykjavik ging es für zwei Wochen durch den Westen der Insel – hauptsächlich bei Schlechtwetter. „Trotzdem war es ein toller Beginn einer unvergesslichen Reise. Uns gefällt an Island diese raue und unberührte Natur“, sagt Florian Prüller. Wieder zurück auf dem Flughafen brachte sie ihr zweites One-Way-Ticket nach New York. Auf Anraten eines Tourenpärchens in Island setzten sich die heute 30-Jährigen in den Zug nach Washington D.C. – von dort sollte es über den Trans-Am-Trail (eine klassische Fahrradroute durch Nordamerika) an den Pazifik gehen. „Die ersten Tage in den USA waren etwas ernüchternd. Wir hatten noch kein Kartenset, zu viel Gepäck und dümpelten auf riesigen Highways herum. Wenn es so weitergegangen wäre, hätten wir bestimmt w.o. gegeben“, erzählt der Wirtschaftspädagoge.

Nach rund drei Monaten ging es für das Paar nach Zentralamerika. Dort durchfuhren sie Mexiko, Belize und Guatemala. Anschließend führte sie ihre Reise durch Chile, Argentinien und Feuerland. Nach acht Monaten musste ein neuer Kontinent her, erzählt Florian: „Wir nahmen den Flieger nach Südostasien und radelten dort durch Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha. Der letzte Stopp – und für uns die Überraschung unserer Reise – war Ostafrika, wo wir in Ruanda, Uganda, Kenia und Tansania waren.“

Früh aufstehen und gleich einen Espresso kochen – das war das Wichtigste für einen guten Start in einen typischen Reisetag. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man die meisten – von insgesamt etwa 80 bis 160 – Kilometer am Vormittag macht.“ Unterwegs traf das Paar viele gleichgesinnte Radler, freundliche Einheimische und hilfreiche Autofahrer. „Man kommt schnell ins Gespräch, wenn man mit dem Rad reist. In Asien haben uns so viele Menschen, ohne zu fragen, die Flaschen aufgefüllt oder vor der Abreise noch schnell ein Stück Obst in den Mund gesteckt“, erzählt Klara.

Etwa zwei Stunden vor Dämmerung suchten die beiden dann nach einem geeigneten Schlafplatz für die Nacht. Ob das ungeschützte Zelten auch gefährlich war? „Einmal hatten wir eine unangenehme Begegnung mit einem Bären. Es war an meinem Geburtstag und die erste Nacht in den Rocky Mountains in einem kleinen Dorf mit 50 Einwohnern“, schildert Florian: „Ein Herr hat uns erzählt, dass sie die Woche zuvor zwei Jungbären erschossen haben und die Mutter noch immer ins Dorf kommt. Uns wurde etwas mulmig, und wir rüsteten uns mit Kochtopf und -löffel. Das war gut, denn in der Früh umkreiste die Bärin tatsächlich unser Zelt, und wir konnten sie nur mit lautem Getrommel auf den Topf verscheuchen.“

Klarer Blick. Da Klara durch ihren Reiseblog auf den Geschmack des Schreibens gekommen ist und Florian durch seine Leidenschaft für die Fotografie viele Fotos mitgebracht hat, ist die Idee entstanden, ein Buch über ihre Reise herauszubringen. Und das steht in den nächsten Tagen in den Buchhandlungen. „Wir hoffen, dass es vielen Leuten gefällt, denn wir wollten nicht nur ein Buch übers Radreisen schreiben.“

Das Schönste an ihrer Weltreise war, das Gefühl zu haben, „in einer Weltengemeinschaft aufgehoben zu sein, in der wir uns doch alle so viel ähnlicher als fremd sind“, schreiben sie. „Man kommt mit einem so klaren Blick auf die Welt zurück. Was sind die ,wirklich wichtigen Dinge im Leben‘, wie können wir in unserer Stressgesellschaft das Lebensgefühl dieser Reise behalten? Diese Fragen haben uns auch nach unserer Rückkehr sehr beschäftigt. Aber wir haben unseren Weg gefunden“, so Florian. Es seien die Begegnungen mit Menschen und Kulturen, die diese Art des Reisens ausmachen. Und das eigentliche Ziel – nämlich das Unterwegssein.

Hochzeitsweltreisende

Klara Prinz-Prüller
Die 30-jährige Oberösterreicherin ist Pädagogin, Psychosoziale Beraterin und Lehrerin.

Florian Prüller
Der 30-Jährige studierte BWL und Wirtschaftspädagogik und schrieb bereits mehrere Reisereportagen.
Florian Prüller

Buchtipp

»Als der Bär am Zelt anklopfte«
Von Florian Prüller und Klara Prinz-Prüller.
Verlag: Tyrolia,
Preis: 24,95 Euro.

Ab Mo, 28.Juli, im Buchhandel erhältlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2014)

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