Schnitzel am Pazifik

Wellington
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Wellington. Wind, Kaffee, Kultur und Gemütlichkeit: Die Hauptstadt Neuseelands ist die perfekte Gegenstadt zu Wien.

Als Wiener haben Sie's gut. Bevor Sie nach Wellington fliegen, besuchen Sie zuerst einmal das Naturhistorische und das Völkerkundemuseum in Wien. Da gibt es die Artefakte von Captain James Cook und Andreas Reischeck im Original zu besichtigen. Dann suchen Sie, antiquarisch, das Buch dazu, das Reischeck jr. über seinen Vater schrieb: „Weißer Häuptling der Maori“. Was da drinsteht, ist zwar größtenteils Fantasie, aber immerhin, es ist eine österreichische Fantasie.

In Wellington besuchen Sie, solcherart vorinformiert, das Te-Papa-Museum. Nebenan geht es gleich weiter mit der Kultur, im Circa Theatre. Zu Weihnachten spielen sie dort eine freche Rotkäppchen-Revue für die Kinder. Gegenüber dem Museum steht das Museum-Hotel mit dem Plastik-Hippo auf der Markise. Sehr gediegen. Gleich um die Ecke: das Hotel Amora. Der Chefkoch, Uwe Braun, spricht natürlich Deutsch und macht Ihnen auf Wunsch auch ein Schweinsschnitzel oder ein Tiroler Gröstl. Was will man mehr? Sie können aber auch ein Zimmer in einem Bed & Breakfast buchen, etwa bei Sara und Danny in der Rodrigo Road im Stadtteil Melrose. Das ist fast wie ein Besuch bei entfernten Verwandten. Da machen Sie sich am Morgen das Frühstück selbst.

Und wenn Sie einmal richtig gut essen gehen wollen? David Burton, der Food-Guru der einzigen überlebenden Tageszeitung Wellingtons, der „Dominion Post“, nennt in der Kategorie „Fein speisen, nett ausgehen“: Logan Brown (1.), als Fischrestaurant Ortega Fish Shack & Bar (2.), und (3.) bestes Normalrestaurant: Capitol. Alle drei finden Sie online oder Sie fragen einfach die Dame am Empfang.

Das schönste Kino Wellingtons finden Sie im Stadtteil Miramar: das Roxy. Liebevoll ausgestattet und restauriert von Peter Jackson, dem Filmemacher („Herr der Ringe“). Die Liste der netten Cafés ist endlos. Beginnen wir mit dem Memphis Belle in der Dixon Street. Warum? Sie sitzen im Freien und dürfen rauchen, gleich daneben steht ein künstlerisch bemalter Kubus, das Gebäude mit den Toiletten. Das Maranui Cafe in Lyall Bay bietet Ausblick aufs Meer, an manchen Tagen sieht man sogar die Südinsel des Landes.

Das Museumsquartier von Wellington befindet sich rund um das Mojo direkt am Hafen. Der Senior der Firma, Lambros Gianoutsos (72), kümmert sich um das Rösten und Mischen der Kaffeesorten, wobei er die Guatemala-Bohnen immer noch unwillkürlich wie „Kalimera“ ausspricht.

Italienisch geht es im Mediterranean Food Warehouse in Newtown zu, wo mir der Cappuccino am besten geschmeckt hat – nicht allein wegen der attraktiven Alessandra Cuccurullo, die ihn mir serviert hat. Unverzichtbar für alle Österreicher ist auch der Brooklyn Deli, links vom Penthouse Cinema in Brooklyn: Hier gibt es Vienna Kisses vulgo Mohrenköpfe. Und es gibt Brot, das man genießen kann. Die Chefin des Hauses, Theresa Meingast, stammt vom Mondsee.

Wellington verfügt übrigens über ein ausgezeichnetes Öffi-Netz. Sie kommen mit Bus oder Bahn bis etwa Mitternacht überall hin. Aber Sie müssen den Fahrplan studieren: Ein Bus der Linie 14 bringt Sie dreimal pro Stunde dorthin, wohin der 24er nur einmal in der Stunde fährt... Die vorausbezahlte Chip-Karte nennt sich Snapper.

Erst rechts, dann links, dann geradeaus

Den Mietwagen benötigen Sie, wenn Sie unabhängiger sein wollen und auch mal irgendwohin weiter ab vom Schuss fahren möchten. Beispielsweise an die Kapiti Coast, nach Paekakariki. Im Queen Elizabeth Park gibt es sogar eine Straßenbahn, das ist hierzulande natürlich eine Rarität. Auf Kapiti Island können Sie aber auch in einem Luxuszelt übernachten. Das Ganze nennt sich Glamping. Oder Sie können nördlich in die Wairarapa-Region düsen und in Martinborough einen Wein der Marke Schubert verkosten. Aber das trägt Sie zu weit aus der Stadt hinaus.

Sehen Sie sich die Windturbine in Brooklyn an, die großformatige Insektenhöhle Weta Cave in Miramar, begegnen Sie dem Kiwi in echt auf der nächtlichen Inspektionstour im Zelandia Sanctuary in Karori, und nicht zuletzt: Geben Sie sich den Botanischen Garten, ebenfalls in Karori, der Ihnen eine ganze Urwaldbewanderung erspart.

Und stiefeln Sie rund um das Parlamentsgebäude zwischen den Hochhäusern umher, besichtigen Sie die Cuba Street, latschen Sie zu Moshim's indischem Supermarkt, fahren Sie einmal mit dem Cable Car, „tralala, funiculi, funicula“, mit der Seilbahn nach Kelburn hinauf. Erwandern Sie sich diese Stadt rund um den Hafen, atmen Sie die Atmosphäre dieser kleinen Metropole ein, und vor allem, achten Sie immer darauf: Beim Überqueren einer Straße repetieren Sie den alten Spruch aus Ihrer Schulzeit in neuer Abwandlung:

Erst rechts, dann links, dann geradeaus/ so kommst du sicher gut nach Haus.

Insekten, mausgroß

Tom Appletons wichtigste Adressen in Wellington.


Museum-Kunst-Hotel: 90 Cable Street, schräg gegenüber vom Te Papa, bietet Luxus ohne Nepp, museumhotel.co.nz

Hotel Amora, eine Straße weiter, 170 Wakefield Street, eine Spur biederer, aber: Schnitzel auf Wunsch! wellington.amorahotels.com/contact-en.html

Gemütliche Bed-&-Breakfast-Pensionen gibt es für jeden Geschmack, etwa bei Sara und Danny, 46 Rodrigo Road, Melrose. https://de.airbnb.com/rooms/317063?s=6FRr

Die Cafés: Das Maranui mit Blick aufs offene Meer, der Bus Nr. 3 bringt Sie dorthin. Das Caffe L'Affare, 27 College Street. Das Mojo, Shed 13, Kumutoto Plaza, Wellington Waterfront. Memphis Belle Coffee House, 38 Dixon Street.

Te-Papa-Museum, 45 Cable Street, modern, luftig, leicht und light. Die frühere Premierministerin, Helen Clark, fand es „grässlich“. Aber die Cafés (plural) sind nett und der Eintritt ist frei. Geöffnet 365 Tage im Jahr. tepapa.govt.nz/WhatsOn/exhibitions/Pages/allexhibitions.aspx

Circa Theatre, 1 Taranaki Street, Theater als Spaß und Vergnügen, circa.co.nz
Downstage Theatre, 12 Cambridge Terrace, das „Burgtheater“ Wellingtons, gibt's nicht mehr, es ging pleite.
Das kleine Bats Theatre, gegenüber, in 1 Kent Terrace, gibt es aber wieder. Das ist seit Jahrzehnten nicht unterzukriegen. bats.co.nz/
Kinos. Das Paramount in 24 Courtenay Place, nettes altertümliches Kino, unterhaltsames Programm.
Das Roxy, ein Kino, das sie gesehen haben müssen, die Filme sind auch gut. roxycinema.co.nz/
Peter Jackson's Privatkino befindet sich ein Stückerl weiter, in 141 Park Rd, Miramar. Werden Sie Mitglied beim Wiener Filmmuseum und versuchen Sie, sich zu einer Vorstellung einladen zu lassen.

Weta Cave, 1 Weta Street, Miramar. Wetas sind etwa mausgroße Insekten, die müssen Sie einmal gesehen haben, und sei es im „Herr der Ringe“-Fanshop. wetanz.com/cave

Botanic Gardens. Sie sind alle schön. Der Garten in Karori, 280 Lambton Quay, bietet die gesamte Pflanzenwelt Neuseelands in handlicher Zusammenschau. Am einfachsten fahren Sie mit dem Cable Car ganz hinauf zum Kelburn Lookout und wandern von dort hinunter durch die Natur. Sie können auch ein Shuttle nehmen, wenn Sie nicht ganz so gern zu Fuß gehen. http://wellington.govt.nz/recreation/gardens/botanic-garden; wellingtoncablecar.co.nz/

Souvenirs. Gemalter Bildband des finnischen Künstlers Timo Rännäli, „A Land To Love“, Unity Books, 57 Willis Street unitybooks.co.nz

Krankheit, Verletzung: Accident & Urgent Medical Centre, 17 Adelaide Road, Mt Cook, 8 bis 23 Uhr, 365 Tage im Jahr.

Stadtkarte: wellingtonnz.com/discover/visitor-information/maps-and-gui des

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2014)

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