Luftfahrt: Als die Welt jetten lernte

Die Eroberung des Himmels: Ein Buch zeigt, wie sich Fluglinien in der Luft unverwechselbar machten.

Abfertigen. Das Wort beschreibt schon deutlich, was manche Fluglinien heute mit ihren Passagieren machen. Auf möglichst vielen Sitzen verteilen, schnell wieder ausspucken, einmal drüberwischen und die nächste Ladung, bitte. Heute ist der Himmel für Reisende ohne Fensterplatz oft so romantisch wie die Westautobahn zwischen Lärmschutzwänden. Früher waren Flughäfen noch Sehnsuchtsorte, Bodenpersonal und Flugbegleiter die freundlichen Zauberwesen aus einer anderen Welt. Heute schlucken Maschinen die Koffer und Automaten wünschen einen guten Flug.

Als der Himmel sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit mehr und mehr Fluglinien zu überziehen begann, war Fliegen noch glamouröses Abenteuer. Jedes Land hatte sein nationales Flaggschiff, das Leitwerk der Flugzeuge stolz in Nationalfarben getüncht. Die USA hingegen hatten gleich mehrere Fluglinien, allesamt privat. Pan Am war eine davon. Sie landete 1991 unsanft in der Insolvenz. Ihr Logo und ihr Name sind trotzdem zu Ikonen geworden. Mit vielen anderen Fluglinien arbeitete Pan Am konsequent daran, die Welt kleiner zu machen, auch durch ihren unverwechselbaren Kommunkationsauftritt nach außen.

"Airline Visual Identity" aus dem Verlag Callisto Publishers(c) Beigestellt

Düsenantrieb. Das Buch „Airline Visual Identity“ aus dem Verlag Callisto Publishers zeigt in imposanter Größe und haptischer Qualität, wie Fluglinien in ihrer Kommunikation das Reisen und die Destinationen als Sehnsuchtsorte illustrierten und stilisierten, kaum bildliche und inhaltliche Klischees ausließen, um das Fliegen, oder ab den 1960er-Jahren vielmehr das „Jetten“, als romantisches Abenteuer zu verkaufen.

Der Zweite Weltkrieg hat die Eroberung des Himmels deutlich beschleunigt, technische Innovationen wurden bald auch zivil genutzt. Etwa die Düsentriebwerke. Pan Am schickte als erste Fluglinie die Boeing 707 in alle Welt. Zunächst 1958 nach Paris. 125 Passagiere fanden Platz in dem Jet. Und danach katapultierten immer mehr Fluglinien in immer größeren Jets die Passagierzahlen nach oben. In den 1970er-Jahren gipfelte die Pionierzeit des Massenflugtourismus im Flugzeugmodell der ­Boeing 747, des Jumbo Jets.

In der vehementen Beschleunigung des Flugverkehrs professionalisierten die Flugunternehmen auch ihre Werbekommunikation. Vor dem Zweiten Weltkrieg bedeutete Werben vor allem Produkte anpreisen. Danach wurde es am Himmel und auf dem Tourismusmarkt schnell enger. Den Unternehmen wurde klar, dass sie auch in der Luft ihre Identität unverwechselbar nachzeichnen müssen: Sie setzten auf Corporate Identity, damit auch die Passagiere immer wissen, wer ihnen Abenteuer, Romantik, ein bisschen Glamour und freundliches Service über den Wolken verspricht.

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